eist,
großer
LORENZ: Ich zürn' mich nicht, ich kränk' mich nicht, ich gift* mich nicht, ich
lach* nur alleweil - lacht mit verbissenem Ingrimm. Ich begreif nur nicht, warum
der Lacher so einen desperaten Anklang hat. Ich bin ruhig in meinem Innern,
recht fidel; ich hab's eigentlich gar nicht nötig, daß Ich herumgeh' d' halbe
Nacht als wie ein Wahnsinniger. Ein Mädel hat ihren Liebhaber papierlt, dieser
Fall hat sich schon vor Erfindung des Papieres mülionenmal ereignet, um so mehr
jetzt in dieser papiernen Zeltl Der Fall is alltäglich. Nur daß das Mädel grad
mein Mädel is, und daß ich grad der Liebhaber bin, der dem Mädel sein Liebhaber
war, das ist das einzige Neue und Verdrießliche in der Sach'. Was tut man in
so einer Lage? - Kleine Seelen lamentieren, hochherzige Männer nehmen sich eine
andere, und die ganz großen Geister haben schon immer eine im Vorrat, so wie
es jetzt bei mir der Fall is. Ich war großer Geist, ohne es zu wissen. Wäscherin,
du warst pränotiert, der Posten ist vakant, ich werde dir den Schwur der Treue
abnehmen, und du ruckst ein als wirkliche beeidete Geliebte. Sie ist noch dort
im Wirtshaus; ich geh' jetzt in ihr Haus, die Hausleut' kennen mich, die werden
mir den Wäschkorb geben, ich trag' ihn hin, wie sie mich ersucht hat, ins Tatelhuberische
Haus, da wird die Sepherl alle Farben spielen vor Gall*. Dictum facturn, es
bleibt dabei! - Wer hätte sich das träumen lassen, daß es auf diesen Point kommt,
daß sie mich so schmählich betrügt, wenn man s' so reden g'hört hat d' Sepherl.
Ja g'red't wird gar viel in der Welt, aber 's wenigste is wahr.
- Johann Nestroy, Die verhängnisvolle Faschingsnacht In: J. N., Werke,
Hg. O. M. Fontana. Darmstadt 1968 (zuerst 1841)
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