ehirnorgane

Gall ging der Sache auf den Grund und beobachtete nach und nach, daß bei Menschen, die sich durch irgendeinen starken Charakterzug besonders auszeichneten, auch immer ein bestimmtes Gehirnorgan, und zwar bei allen Menschen stets dasselbe bei gleicher Charakteranlage hervorragend ausgeprägt war, und er fand so nach und nach die einzelnen Organe des Gehirns, die für Kinderliebe, Konzentration, Selbstbewußtsein, Gottesglauben, Humanität, Denktätigkeit, Gedächtnis, Beobachtung, Erwerb, Kampf, Verheimlichung usw. besonders arbeiten. Die vergleichende Forschung und Erfahrung bestätigte diese Wahrnehmungen immer wieder, und so entstand die Wissenschaft der Phrenologie. Es war eine analytische Methode, aus den Lebens- und Geistesorganen die einzelnen geistigen Charaktereigenschaften zu erklären. Dieser neue Versuch zur Begründung einer wissenschaftlichen Psychologie bewegte sich zweifellos auf einer gesunden Grundlage, sie fand daher viele Freunde und Anhänger in allen wissenschaftlichen Kreisen, und mehr als fünf Jahre lang hat Dr. med. Gall belehrende Vorträge in Wien über seine neue Wissenschaft abgehalten.

- Carl Huter, Illustriertes Handbuch der Menschenkenntnis. Schwaig bei Nürnberg 1930