eheimnisse,
elterliche In einem solchen Zustand hatte ich das Zimmer noch
nie gesehen. Reklamebroschüren, aufgehäufte Rechnungen, Arzneifläschchen, graue
Hüte, Handschuhe, zahlreiche Knöpfe, Alkoholflaschen und schmutzige Kämme zwischen
den verschiedenartigsten und belanglosesten Büchern. Als ich die Fensterläden
öffnete, flogen die Motten in der Sonne von den Filzhüten auf. Ich war entschlossen,
meiner Mutter zu sagen, nur ein Besen könne hier, in diesem einzigen Durcheinander,
Ordnung schaffen, aber bevor ich das tat, wollte ich mich etwas näher umsehen.
Ich mußte mich überzeugen, ob nicht doch etwas Wertvolles darunter war. Und
tatsächlich entdeckte ich ein paar sehr schöne Bücher. Ich zog sie heraus, die
Reihen stürzten um, und in dem Wirbel von Staub und dem vermehrten Durcheinander
verfiel ich in den äußersten Zustand der Entkräftung. Da machte ich eine sonderbare
Entdeckung. Hinter den Büchern, in den verglasten Schränken, die mein Vater
immer verschlossen hielt, zu denen aber meine Mutter mir die Schlüssel gegeben
hatte, fand ich Stöße von Fotografien. Die meisten waren mit Staub bedeckt.
Alsbald stellte ich jedoch fest, daß es sich um unglaubliche Obszönitäten handelte.
Ich errötete, ich knirschte mit den Zähnen, und ich mußte mich setzen, aber
ich hielt einige dieser abstoßenden Bilder in der Hand. Ich wollte fliehen,
aber unter allen Umständen mußte ich sie wegwerfen, sie verschwinden lassen,
ehe meine Mutter zurückkehrte. Ich mußte sie so schnell wie möglich auf einen
Haufen werfen und verbrennen. Fieberhaft packte ich sie aufeinander, schichtete
mehrere Stapel auf. Tische, auf die ich sie hob, Stapel, die zu hoch waren,
fielen um, und ich schaute mir das Verhängnis an: zu Dutzenden lagen die Bilder
über den ganzen Teppich verstreut, schändlich und doch die Sinne verwirrend.
Hätte ich gegen diese steigende Flut ankämpfen können ? Von Anfang an hatte
ich den unfreiwilligen inneren Umsturz gefühlt, brennend und verzweiflungsvoll,
damals, als meine Mutter, halb nackt, sich mir in die Arme warf. Bebend betrachtete
ich die Bilder und achtete darauf, daß das Beben nicht aufhörte. Ich verlor
den Kopf, und in Gebärden der Ohnmacht stieß ich die aufgeschichteten Stapel
um. Aber ich mußte die Fotografien zusammenraffen . . . Mein Vater, meine Mutter
und dieser Sumpf von Obszönität... in meiner Verzweiflung beschloß ich, bis
ans Ende dieses Grauens zu gehen. Schon begann ich, mich als Affe zu fühlen:
ich schloß mich in dem Staub ein und zog mir die Hose herunter.
Freude und Schrecken verknoteten sich in mir zu dem Strick, der mich würgte.
Ich erdrosselte mich und röchelte vor Wollust. Je mehr diese Bilder mich schreckten,
um so mehr genoß ich es, sie zu sehen. Wie hätte ich auch, nach den Aufregungen,
den Fieberträumen, den Beklemmungen der letzten Tage, gegen meine eigene Schande
revoltieren wollen? Ich rief sie herbei, und ich segnete sie. Sie war mein unvermeidbares
Schicksal: meine Freude war um so größer, als ich lange Zeit dem Leben nichts
anderes entgegengesetzt hatte als den Entschluß zu leiden und nun, Im Genuß,
mich unaufhörlich erniedrigen und meinen Verfall vorantreiben konnte. Ich fühlte
mich verloren, ich beschmutzte mich angesichts der Schweinereien, in denen mein
Vater - und vielleicht meine Mutter - sich gesuhlt hatten. Das war eine gute
Lehre für mich, den künftigen Schmutzfinken, der hervorgegangen
war aus der Paarung des Schweins - und der Sau. -
(bat)
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