eheimbund Man hat die Hierarchie der Templer mit der der Fatimiden verglichen. Beide kamen jedoch von den Pythagoreern her. Es gibt keine Geheimbünde, die nicht aus derselben Quelle stammen: den Mysterien Ägyptens. Die strengen Gesetze des Meisters von Samos, der sich an den Ufern des Nils bildete, sind weitgehend von den Regeln der Priester von Memphis inspiriert. Die Prüfungen, denen die Ordensmeister diejenigen Ritter unterzogen, die sie zum Rang von Adepten erheben wollten, müssen in vielen Punkten denen geglichen haben, die Pythagoras seinen Jüngern befahl:
Überwachen des Anwärters, Prüfen seiner Physiognomie, seines Charakters,
seiner Reden, seiner Fähigkeit, das Licht der ewigen Stille zu spüren. Erst
nach ziemlich langer Zeit enthüllte man ihm mit größter Vorsicht die heilige
Lehre, aber nur in kleinen Dosen. Die Schule war übrigens in drei Kategorien
eingeteilt: Die Hörer, die man Moralprinzipien und gegenseitige Hilfe lehrte;
die Zönobiten, die in den philosophischen Gesetzen und den Wohltaten des Gemeinschaftslebens
unterrichtet wurden; schließlich die Initiierten oder Mysten, die man in den
großen Mysterien unterwies. Stammte nicht vielleicht auch die weiße Kleidung
der Ordensritter von den Pythagoreern, die ebenfalls von einem Tyrannen, Dionysios
von Syrakus, verfolgt wurden, weil er neugierig war auf ihr Geheimnis? Man neigt
um so mehr zu dieser Annahme, als das patriarchalische Ehrenzeichen des Großmeisters,
der Abakus mit flachem Griff, auf dem das Ordenskreuz eingraviert war, an den
pythagoreischen Stab erinnerte. Die Lehre des
Pythagoras gründete sich auf die Zahlen, und in allem, was man von den Templern
weiß, zeigt sich, daß auch sie den Zahlen große Bedeutung beimaßen. Wie die
Pythagoreer sahen sie in der Entzifferung der Tetraktys, der allmächtigen
Dekade, das sicherste Mittel, die Natur verständlich zu machen. Das Mittelalter
kannte nur die allegorische, das heißt konventionelle pythagoreische Lehre,
die Templer legten sie symbolisch aus. Diese Bankiers aus politischer Notwendigkeit
verstanden es, aus den Zahlen eine Sprache zu machen. - John Charpentier,
Die Templer. Berlin u.a. 1981 (Ullstein-Klett-Cotta -Tb. 780, zuerst 1965)
Geheimbund (2) Die Geheimbünde der kleinen Gamuna sind Institutionen, die seit eh und je überliefert werden, die Erwachsenen müssen jedoch so tun, als wüßten sie nichts davon. Jeder vernünftige Mensch wird, wenn er die frühe Jugend hinter sich hat, die kindlichen Geheimbünde und auch seine Kindheit zu vergessen suchen, um nicht in Versuchung zu kommen, deren schweinische und streng geheime Riten wieder heraufzubeschwören. Wenn in der Pubertät die Ejakulationen allmählich dickflüssiger werden, dann kommt den kleinen Jungen die Idee, sie müßten ihre Rute heimlich in eine Frau pflanzen, damit der Schrei der läufigen Trappe wieder ausgestoßen wird. Und man weiß von nächtlichen Überfällen auf »Vollreife Ehefrauen« (so lautet ihre Formel), die neben ihrem lästig schnarchenden Mann schlafen.
Man weiß von Ehemännern, die aufwachten und in ihrem Bett einen maskierten
kleinen Jungen fanden. Gewöhnlich beginnt der Ehemann zu brüllen, damit die
Nachbarn angelaufen kommen und den Eindringling einfangen; aber die kleinen
Delinquenten haben, außer daß sie wegschlüpfen wie Aale, vor der Tür ihre bewaffnete
Bande stehen, die mit Lanzenhieben einzuschreiten bereit ist.
- (fata)
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