egengift
Unbeständigkeit mit Ausschweifung, das meine Brüder, sind die Gegengifte
gegen die Liebe. Beide lassen, indem sie uns an Umgang
mit diesen falschen Göttern gewöhnen, langsam alle Illusionen verschwinden.
Man verehrt nicht, was man täglich sieht; durch Unbeständigkeit und Unzucht
verliert das Herz langsam die gefährliche Weichheit, die es für die Liebe empfänglich
macht. Es verhärtet sich und die Heilung ist neu. Und wozu auch sollte ich mich
hinziehen lassen durch die Kälte irgend einer Person,
wenn ich daran denke, daß ich mir durch ein paar Louis den Besitz eines ebenso
schönen Körpers verschaffen kann? Vergessen wir nie, daß eine Frau, welche uns
einfangen will, Fehler versteckt, die, wenn wir sie kennen lernten, bei uns
rasch Ekel erzeugen würden. Wenn unsere Einbildung diese
Einzelheiten sehen oder nur ahnen wird im Momente, wo die Liebe zu beginnen
scheint, rasch wird sie sie ersticken. Ist es eine Dirne, so haucht sie gewiß
verderblichen Atem aus, wenn nicht jetzt, so ein anderes Mal; verehrt man aber
eine Kloake, ist sie Frau, so können wir uns vielleicht an den Überresten einen
Moment reizen, aber Liebe? Übrigens ein schönes Ideal, der leere Sack
von einem Dutzend Kinder. Stellt ihr euch vor, wie sie entbindet die Gottheit
eures Herzens, sehet euch den unförmlichen Fleischklumpen an, wie er blutig
und stinkend dort herauskommt, wo ihr euer Glück finden
wollt. - (just)