Gegend, unruhige  Eine Chronik der Ereignisse des August 1863 enthält unter anderem folgende Nachrichten:

1. August: Die Umgebung von Neapel und die Hügel von Sorrent werden von Banden beherrscht.

2. August:  In Lukanien wird ein Mann entführt, die Entführer verlangen 2000 Dukaten Lösegeld.
In Ascea, Salerno, werden zwei Briganten ergriffen und erschossen. Aus dem Gefängnis von Benevento entweicht ein politischer Gefangener. Er wird wieder eingefangen und erschossen.
In Spinazzola werden drei Briganten erschossen, der älteste ist 22 Jahre alt.

3. August: Die Postkutsche Neapel-Potenza wird überfallen und ausgeraubt. In Spezzano, Kalabrien, verübt eine Bande von 25 Briganten Morde und Brandstiftungen. Bei Gioia del Colle nehmen Briganten einen piemontesischen Spion gefangen, schneiden ihm Ohren und Nase ab und lassen ihn laufen.

4. August: Die vereinigten Banden der Brigantenführer Masini und Caruso überfallen einen Gutshof bei Pietrapertosa. Elf Kaufleute, die von 30 berittenen Briganten gefangengenommen wurden, werden von einer Gendarmerieeinheit befreit. Der Hauptmann der Nationalgarde von Monte-scaglioso ist weiterhin in der Gewalt der Briganten. Weitere Ereignisse am 4. August:
Aufstand in Caramanico, Abruzzen. Der Polizeioffizier Gambescia wird umgebracht.
Die Bande des Briganten Coppolone zündet bei Pomarico, Lukanien, den Gutshof eines Anhängers der Piemontesen an und bringt den Wächter um.
Gefechte bei Potenza, die Polizei verhaftet und erschießt zwei Briganten.
Ein politischer Gefangener flüchtet aus dem Gefängnis und wird bei San Arsenio aufgegriffen und erschossen. Die Garnison von Taviana, Provinz Lecce, Apulien, ergreift und erschießt einen gewissen Salvatore Bello. In Montepeloso, Lukanien, wird einem Anhänger der Piemontesen die Ernte auf dem Halm verbrannt.

6. bis 9. August: Der Pfarrer von Zanche wird aus seiner Kirche entführt und soll ein Lösegeld von 12000 Dukaten aufbringen.
Bei Ospedaletto, Provinz Avellino, wird ein Bauer, Spion der Piemontesen, von Briganten ergriffen. Sie schneiden ihm die Zunge ab und töten ihn.
Gefecht bei Mognano, Provinz Terra di Lavoro (Abruzzen), ein Brigant tot.
Mit Unterstützung eines Offiziers der Nationalgarde überfällt Crocco mit 150 Leuten die Umgebung von Corato, Provinz Bari (Apulien), erpreßt Lösegelder und läßt plündern.

10. bis 13. August: Bei Ruvo wird ein Gutshof überfallen. Infanterie und ein Zug der Kavallerie von Saluzzo töten vier Briganten Croccos.
Bei Ariano wird ebenfalls ein Gutshof überfallen. Zwei Briganten tot, einer verhaftet und erschossen. In den Abruzzen wird der Brigantenführer Cacchiano erschossen.
Der Großgrundbesitzer Lombardi, der seit einem Monat von der Bande des Briganten Miseria gefangen geh alten wird, kriegt die Ohren abgeschnitten, weil seine Familie nur 4160 Dukaten Lösegeld, statt der geforderten 15000 Dukaten gezahlt hat, und wird freigelassen. Ferner: Im Wald von Selvapiana wird die Staatsdomäne in Brand gesteckt. Die Bande Varanelli entführt den als grausam bekannten piemontesischen Polizeibeamten Bianchi und verbrennt ihn auf seinem Feld zusammen mit der Ernte. Der Gutshof eines gewissen Rivera bei Trani (Apulien) wird angezündet, der Gutsherr und seine Söhne werden umgebracht. Auf Sizilien bringen Gendarmen einen Gefangenen von Alcamo nach Trapani. Sie werden von 30 Briganten überfallen. Drei Gendarmen tot, der Gefangene frei. Luigi Fiorelli aus Mancusa wird von einer Bande entführt, Da seine Familie die geforderten 800 Dukaten nicht schnell genug schickt, senden die Briganten ihr die abgeschnittenen Ohren des Entführten.

14. bis 17. August: 60 militärisch ausgerüstete Briganten überfallen den Ort Coreno. Ihr Anführer trägt die Rangzeichen eines Oberleutnants. Er läßt die Nationalgarde entwaffnen, verteilt die Gewehre an seine Männer und verschenkt das Mobiliar des Bürgermeisters und des Stadtkommandanten an die Armen.
Bei Rocca d'Evandro wird ein Gutshof überfallen, der Gutsherr getötet.
Der Sohn des Herrn Lapenta, eines bekannten Anhängers der Piemontesen, soll gegen ein Lösegeld von 3000 Dukaten freigelassen werden.
Die Besitztümer der Piemontesen-Freunde von Guardia Regio, Abruzzen/Molise, werden verwüstet, das Vieh abgeschlachtet.  Dasselbe in Palazzo, Lukanien.

18. August: Vier Gendarmen geraten bei Sersa, Provinz Terra di Lavoro, in einen Hinterhalt. Zwei tote, zwei Schwerverletzte. Im Waid von Petacciato, Abruzzen/Molise, halten sich mehrere Banden auf. Gefecht bei Monticchio, Lukanien. Crocco verliert zwei Leute, 35 Pferde, Lebensmittel, Munition, Landkarten und Kleidungsstücke.

19. bis 20. August: Männer der Bande Masini ergreifen den piemontesischen Spion Cazoli bei Padula, Provinz Salerno, und erschießen ihn.
Ebenfalls bei Padula wird eine Männerleiche gefunden. Ein Zettel ist mit einem Dolch an seiner Brust befestigt. Demzufolge soll er ein Spion gewesen sein, der versprochen hatte, die Bande Tranchella für 20000 Dukaten zu verraten. An sechs verschiedenen Orten wird je ein Brigant standrechtlich erschossen.
Polizisten verkleiden sich als Briganten, locken den Brigan-tenführer Paolo Serravalle in einen Hinterhalt und toten ihn. Seinen abgetrennten Kopf tragen sie im Triumphzug durch die Straßen von Potenza.
Schießereien bei Agerolo, der Brigant Amendola aus der Bande Apuzo ist tot.
Ein Mann, der seinen Sohn ermordet hat, erhält Straffreiheit unter der Bedingung, daß er zwei Brigantenführer ermordet. Es gelingt ihm.
Die Nationalgarde von Cicitella wird in der Provinz Bene-vent aus dem Hinterhalt überfallen. Sie verliert alle Gefangenen, die sie bei sich hatte, und hat starke Verluste: Drei Tote, vier Verletzte.

22. August: Der Marquis von Donnaperna und andere Herrschaften kommen mit ihren Familien aus dem Urlaub am Meer bei Maratea, Lukanien, zurück. Sie haben 60 Mann Eskorte, und die Straße ist zuvor von Truppen abgeschritten worden. Im Wald von Magnao werden sie von siebzig Briganten angegriffen, die nach eineinhalb Stunden Gefecht die Oberhand behalten. Fast alle Frauen und Kinder sind verletzt, 11 Nationalgardisten tot oder verletzt, die anderen ergeben sich. Die Briganten lassen sie mit den Frauen und Kindern laufen, entführen von jeder Familie das Oberhaupt und ziehen sich in die Berge zurück. Insgesamt fordern sie ein Lösegeld von 425000 Franken.

23. August: Am Eingang eines Gutshofes an der Straße nach Paterno (Lukanien) fragt der Leutnant einer Infanterieeinheit den Wächter, ob er Briganten gesehen habe. Die Antworten sind ausweichend. Plötzlich schreit der Wächter: »Alarm!« Schüsse fallen, der Offizier und ein Soldat fallen tot zu Boden, die anderen flüchten.

24. August: 15 Briganten und zehn Gendarmen treffen sich bei Bisaccia. Zum Glück bekommen die Gendarmen Verstärkung. Drei Briganten tot.

25. bis 29. August: Der Bürgermeister von Parco bei Palermo (Sizilien) wird von Briganten, die den Ort besetzt haben, entführt.
Vierzig Nationalgardisten aus Cusano und fünf aus Civitella kommen mit einem Oberleutnant, einem Hauptmann und einem Arzt von einem Volksfest zurück. Sie werden von der Bande Giordanos überfallen. Der Oberleutnant, der Arzt und der Hauptmann werden getötet. Letzterem schneiden die Briganten den Bart ab, da er ihn piemontesisch tragt. Am anderen Morgen entdeckt man den Leichnam eines Sergeanten der Nationalgarde von Cusano, vier weitere Nationalgardisten sind verschwunden. Giordanos Bande bedroht die Stadt, vergeblich wird Verstärkung angefordert. Später greifen die Briganten Calviso an, das 40 Mann Garnison hat, schlagen die Garnison in die Flucht und nehmen einen Unteroffizier gefangen, den sie jedoch nur entwaffnen und dann laufen lassen.
Gefechte auch in Prajano. Tod des Briganten Scorticaciaccio.
Noch ein Gefecht auf dem Berge Camino, Provinz Terra di Lavoro, wo 100 Nationalgardisten mit Unterstützung von Truppen und Gendarmerie 80 Briganten angreifen, die sich aufgrund ihrer exzellenten Ortskenntnis zurückziehen können, ohne einen Mann zu verlieren. Tags zuvor hatten die Briganten vier Nationalgardisten entwaffnet. Der berühmte Brigant Michele Desiata wird verhaftet und erschossen.
Die Bande Pecola entführt bei Padula den Grundbesitzer Merola und fordert 22000 Franken Lösegeld. Der Brigantenführer Spinelli bringt den Bauern Rizzo aus Policastro um.
Gefecht mit der neuen Bande Giuliano bei Pietramelara. 60 Briganten der Bande Masini nehmen acht Bauern aus Brienza, Lukanien, gefangen, zünden das Haus eines gewissen Paladino an und töten vier Stuten. Vier Briganten dringen in das Anwesen der Herren Simo-nelli ein, schleppen 18 Ochsen fort und verlangen 1800 Dukaten Lösegeld. Als die Soldaten kommen, ziehen sie sich zurück, nachdem sie die Tiere abgeschlachtet haben. In Frigento zündet die Bande Galuccio den Gutshof des De Leo an.
Gefecht in Monte Cervinara, Provinz Avellino, zwischen Truppen und 60 Briganten. Drei Briganten tot, vier verletzt, die anderen flüchten, wobei sie viele Kleidungsstücke zurücklassen, darunter auch Uniformstücke.

30 bis 31. August: Ein Kapuziner, der mit den Piemontesen symphathisiert, wird bei Taranto umgebracht. Die Stadt Galuccio, Provinz Terra di Lavoro, wird von einer großen Bande angegriffen. Die Garnison zieht sich nach zweistündigem Gefecht zurück. Ein Toter und drei Verletzte. Die Briganten kehren erst in die Berge zurück, nachdem sie die piemontesischen Symbole beseitigt haben. Der Herr Giacomo Tancredi wird auf seinem Gut in Stigliano, Lukanien, umgebracht.
Die Bande des Briganten Rosanova befreit die Stadt Acri, (Kalabrien) 15 000 Einwohner, und setzt zehn Honoratioren fest, die gegen Zahlung hoher Lösegelder wieder freigelassen werden. Die Familie Falconi zahlt 1300 Dukaten und gibt ihren gesamten Silberschmuck her, um ein Familienmitglied loszukaufen.
Die Soldaten kommen, jagen die Briganten aus der Stadt, beschlagnahmen Geld und Schmuck und weigern sich, die Sachen der Familie zurückzugeben. Die Falconis beschweren sich beim Präfekten und dieser erklärt: »Auf Befehl des Generals gehört die Beute der Truppe.«

Eine neapoletanische Zeitung nennt dieses Vorgehen des Militärs: »Doppelbrigantentum«.    - Peter O. Chotjewitz / Aldo de Jaco, Die Briganten. Aus dem Leben süditalienischer Rebellen. Berlin 1979

 

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