Gefühl, flaues    Überall in den USA hat man dieses flaue Gefühl, das einen auf Null bringt wie kein anderes auf der Welt; schlimmer als in den Bergsiedlungen der hohen Anden, wo der eisige Wind von den pittoresken Felsengipfeln pfeift und einem die dünne Luft wie der Tod in die Kehle fährt; schlimmer als in den Kleinstädten von Ekuador mit ihren Malaria-Gesichtern, grau wie Junk, unter schwarzen Stetsons, ihren altmodischen Vorderladern und ihren Aasgeiern, die sich durch den Schlamm der Straßen hacken; schlimmer sogar als das, was einem in die Glieder fährt, wenn man in Malmö das Fährschiff verläßt (steuerfreier Alkohol auf der Fähre)—dieses unsägliche Schweden; auf einen Schlag verflüchtigt sich der ganze steuerfreie spottbillige Sprit im Blut, und man ist restlos ernüchtert: keiner sieht dir in die Augen, und überall liegt der Friedhof mitten in der Stadt (in Schweden ist anscheinend jede Stadt um einen Friedhof angelegt), und am Nachmittag ist alles geschlossen, jede Bar und jedes Kino, und ich zog meinen letzten Joint aus Tanger durch und sagte: »K.E., laß uns bloß schnell wieder auf diese Fähre steigen.«

Aber nirgends hat man das flaue Gefühl so penetrant wie in den USA. Es ist unsichtbar und allgegenwärtig— man weiß nicht, woher es kommt. Man braucht nur einmal in eine dieser Cocktailbars am Ende einer Vorstadtstraße zu gehen—jeder Häuserblock hat seine eigene Bar und seinen Drugstore, seinen Supermarkt und Spirituosen-laden. Man geht rein, und schon packt es einen. Aber wovon geht es aus?

Nicht vom Barkeeper, nicht von den Gästen, nicht von den cremefarbenen Kunststoffbezügen der Barhocker, nicht von der schummrigen Neonbeleuchtung. Nicht einmal vom Fernseher.  - (lun)

Schwäche

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