efüge sind schon etwas anderes als Schichten. Sie entstehen zwar in den Schichten, aber wirksam werden sie in den Bereichen, wo Milieus decodiert werden: sie entnehmen den Milieus zunächst einmal ein Territorium. Jedes Gefüge ist vor allem territorial. Die erste konkrete Regel der Gefüge besagt, daß man die Territorialität, die sie umschließen, entdecken muß, denn es gibt immer eine: die Personen von Beckett bilden in ihrer Mülltonne oder auf ihrer Bank ein Territorium. Man muß die territorialen Gefüge von jemandem entdecken, von Mensch oder Tier: "sein Zuhause". Ein Territorium besteht aus decodierten Fragmenten aller Art, die den Milieus entnommen werden, die dadurch den Wert von "Eigenheiten" bekommen: selbst die Rhythmen bekommen hier eine neue Bedeutung (Ritornelle). Ein Territorium bildet ein Gefüge. Ein Territorium ist mehr als ein Organismus und ein Milieu; es ist auch mehr als das Verhältnis dieser beiden; deshalb geht das Gefüge auch über das schlichte "Verhalten" hinaus (daher die Bedeutung der relativen Unterscheidung zwischen Territorial-Tieren und Milieu-Tieren).

Territorial bestimmt, gehören Gefüge demnach immer noch zu den Schichten; zumindest sind sie mit ihnen durch einen Aspekt verbunden. Und unter diesem Aspekt unterscheidet man in jedem Gefüge Inhalt und Ausdruck. In jedem Gefüge muß man den Inhalt und den Ausdruck finden, ihren tatsächlichen Unterschied ermessen, ihre wechselseitige Voraussetzung, ihre stückweise gegenseitige Verschachtelung. Aber daß ein Gefüge sich nicht auf Schichten reduzieren läßt, liegt daran, daß der Ausdruck hier zu einem semiotischen System wird, zu einem Zeichenregime, und daß der Inhalt hier zu einem pragmatischen System wird, zu Handlungen und Leidenschaften oder Passionen. Das ist die zweifache Gliederung Gesicht-Hand, Gebärde-Sprechen, und die wechselseitige Voraussetzung von beiden. Daher die erste Teilung jedes Gefüges: gleichzeitig und untrennbar ist sie zum einen Maschinengefüge und zum anderen Äußerungsgefüge. In jedem Fall muß man beides aufspüren: was macht man und was sagt man?  - Deleuze / Guattari, Tausend Plateaus. Berlin 1992 (zuerst 1980)

Gefüge (2)

Dies steht also nun fest: es gibt in den Tiefen des Leeren
Nirgends Rast noch Ruhe für unsere Grundelemente,
Sondern getrieben vielmehr von beständ'ger, verschiedner Bewegung
Springen sie teils, zusammengepreßt, auseinander ins Weite,
Teils auch trifft sie der Stoß, doch bleiben sie dicht beieinander.
Alles, was so, aneinander gepreßt in geringerem Abstand,
Abprallt und durch den Prall die Verbindung stärker verdichtet,
Weil es sich selber verstrickt in seiner Gestalten Verflechtung,
Das schafft mächtige Wurzeln dem Felsen und hartes Gefüge
Stählernem Stoff und allem, was sonst dergleichen Geschlechts ist.
Einige Keime, die draußen im endlos Leeren sich regen,
Prallen zwar ab, doch kehren sie erst in gehörigem Abstand
Weither wieder zurück. Sie liefern Ersatz für den Abgang
Unsrer dünneren Luft und der glänzenden Strahlen der Sonne.
Außerhalb schwirrt noch gar vieles umher im unendlichen Leeren,
Was aus der Dinge Verband sich getrennt und nimmer vermocht hat
Auch in den Wirbel zu dringen, wo sich die Bewegungen gatten.

- (luk)

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