efangenendilemma   Zwei Kriminelle sind festgenommen worden und müssen sich, ohne sich verständigen zu können, überlegen, ob sie das gemeinsam begangene Verbrechen verschweigen (kooperieren) oder - mit der Aussicht auf Strafmilderung - gestehen (einander betrügen) sollen. Die Punkte werden vom Richter vergeben und bedeuten Jahre in Freiheit, abzuziehen von den fünf Jahren Gefängnis, die sie eigentlich beide verdient haben. - Jean-Paul Delahaye, Philippe Mathieu in: Digest Kooperation und Konkurrenz. Spektrum der Wissenschaft 1998

Gefangenendilemma (2)

Gefangenendilemma (3)   Die Tscherkessen sind eine großschnäuzige Gesellschaft, frech und unverschämt, wo sie nichts riskieren, aber wenn man ihnen energisch entgegentritt, kriechen sie sofort zusammen. Auch dieser Bursche hier schlotterte vor Angst am ganzen Körper, und das beleidigte unser Gefühl für menschliche Achtung. Wir flößten ihm Wasser ein, bis er sich wieder erholt hatte, und dann veranlaßten wir ihn zu einem Zweikampf auf Dolche gegen einen jungen Scherari, der unterwegs bei einem Diebstahl ertappt worden war; aber nachdem unser Gefangener einen Kratzer abbekommen hatte, warf er sich heulend zu Boden.

Er war für uns eine Last, denn wenn wir ihn freiließen, alarmierte er seine Stammesgenossen und sie sandten ihre Reiter gegen uns aus. Wenn wir ihn an diesem entlegenen Platz festbanden, würde er verhungern und verdursten; und außerdem hatten wir keine Stricke übrig. Ihn zu toten, kam nicht in Frage: es wäre unser, die wir hundert Mann zählten, nicht würdig gewesen. Schließlich erklärte der junge Scherari, er würde, wenn wir ihm freie Hand ließen, die Sache in Ordnung bringen und ihn am Leben lassen.

Er band den Tscherkessen mit dem Handgelenk an seinen Sattel fest und schleppte ihn so eine Stunde lang mit, bis ihm die Luft ausging. Wir waren noch in der Nähe der Bahn, doch vier oder fünf Meilen von Serka entfernt. Der Tscherkesse wurde nun seiner Kleider beraubt, die, wie es die Ehre gebot, dem zufielen, dem der Gefangene gehörte. Dann warf der Scherari ihn zu Boden, mit dem Gesicht nach unten, hob seine Füße hoch, zog seinen Dolch und stach ihn damit tief in beide Sohlen. Der Tscherkesse schrie vor Schmerz und Entsetzen, als sollte er umgebracht werden. 

So sonderbar dies Verfahren war, so schien es doch praktisch zu sein und gnädiger, als ihn zu töten. Er konnte wegen seiner Verletzungen nur auf Händen und Knien zur Bahn kriechen, was mindestens eine Stunde in Anspruch nahm; und da er nackt war, mußte er sich dort im Schatten der Felsen halten, bis die Sonne sank. Auf Dank von ihm war nicht zu rechnen.  - T. E. Lawrence, Die sieben Säulen der Weisheit. München 1979 (dtv 1456, zuerst 1922)


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