efängniswärter
Diese angesehenen Herren machen unser-einem, den Gefängniswärtern, nichts
als Scherereien. Einfache Leute hängen wir, mit Gott, jeden Freitag, und die
machen nie Schwierigkeiten. Denen liest man das Urteil vor, der Geistliche kommt,
erteilt ihnen flugs das Abendmahl, sie kriegen eine Flasche Wein, wenn einer
Frau oder Kinder hat, wenn Vater oder Mutter noch am Leben sind, läßt man sie
für einen Augenblick zu ihnen, und wenn sie bloß ein bißchen zu laut heulen
oder sich verschwatzen - Schluß, habe die Ehre. Bei Morgengrauen kommt Jacques
der Henker — und fertig. Aber seit die den Grafen Conrad bei uns eingeliefert
haben, wird man seines Lebens nicht mehr froh. Für den bin ich der Laufbursche.
Bring mir das und das, sag jenes, ruf den und den. Dauernd wollen die Vorgesetzten
wissen: Läuft bei dir auch alles vorschriftsmäßig? Ist er auch nicht entkommen?
will er sich nicht erstechen? ist er auch zufrieden? Zum Teufel mit den angesehenen
Herren! Und seit die" Richter ihn zum Tod verurteilt haben, ist aus meinem
Gefängnis eine Schenke geworden, bei Gott, eine Schenke! Freunde, Verwandte,
Bekannte - alle kommen angelaufen, num Abschiednehmen -jedem darf ich aufschließen.,
auf jeden ein Auge haben, aber wehe, du beleidigst einen; wenn wenigstens was
abfallen würde dabei, aber nein, lauter vornehme Herrschaften - von allen Abgaben
frei. Wirklich, so etwas hat man noch nicht gesehen! Gott sei Dank schlagen
sie ihm heute morgen den Kopf ab, und heute nacht noch hat die Plackerei ein
Ende... Es klopft - Alexander Puschkin, in: Der Rabe 15, Zürich 1986
(zuerst ca. 1750)
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