edichbäckerin
Ihr Busen stößt ja vorn mit dem Bauch zusamm. Die Dichterin,
die Feteszenerie vor Augen, schaut nicht in diese großartige Natur, sondern
zornig an sich hinunter, aber ihre Füße sind ihrer Mühe fast so weit entrückt
wie ihr Geist. Fette alte Gedichtbäckerin, die Zucker auf den ruhig dahinfließenden
Lebkuchen Natur pinselt. Sie schaut erschrocken geradeaus. Von der Wahrheit
ist sie oben wie unten gleich weit entfernt. Sie sieht ihre Füße nicht mehr
und ihren Kopf nicht mehr gern im Spiegel. Der zeige ein verfälschtes Bild von
ihr, meint sie, er sollte das Innere ihres Kopfes zeigen, nicht das Äußere.
Aber sie ist noch seltsam eitel, obwohl es sich nicht mehr lohnt, nimmt den
Aufwand des Kleiderkaufens noch gut und gern auf sich. Sie ist nie schön gewesen,
will aber davon nichts sagen hören. Mit sich einig ist sie, wenn sie für ihn
kochen kann. Es ist das Kochen die Art Verkehr, in den sie mit ihren anderen
sogenannten
jungen Freunde trttt, die sie (weit vom Holzfäller entfernt) in Brutkamniern
voll Bildung und Dünkel züchtet: Mit Nahrung anfüllen. Diese jungen Flaschen.
Bis zum Rand. Bis zum Gehtnichtmehr. - Elfriede Jelinek, Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr.
Reinbek bei Hamburg 1998
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