edicht, mikroskopisches Noch weiter ins Kleinere abzuteilen und zu zerfasern, möchte wohl mehr angenehmen Zeitvertreib für den scharfsinnigen Knnstrichter als nützliche Kunstlehre für den ausübenden Dichter gewähren; ich wünschte daher nicht, daß mir Mangel an System vorgeworfen würde, wenn ich wenigsilbige, mikroskopische Gedichte nur flüchtig berühre, als da sind z.B. ein bloßes Wehe! Ach! — (es würde zur Elegie, diesem Bruchstück des Trauerspiels, gehören) — oder ein bloßes Heisa! Juchheh! — (offenbar der verkürzte Dithyrambus).
Nur eine Nebenbemerkung bei diesen Kurzgedichten! Die Griechen sind weit reicher an Schmerzrufen, diese Miniatur-Elegien, als wir Neuem, gleichsam zum Zeichen ihrer tragischen Meisterschaft. Die Ausrufungen der Franzosen sind meistens kürzer als unsere: ah (wir:ach!) - fi (wir:pfui, die Kurzsatire)- aie (au weh!)- parbleu (potztausend!) — hélas (leider!); wieder ein Beispiel, daß sie sogar in diesen kleinsten Kunstwerken nicht so unendlich weit und breit sind wie wir in allen.
Nun noch als die ordentlich kürzesten Gedichtformen gar Frag- und Ausrufzeichen
anzuführen und die einfachen, doppelten etc. zu klassifizieren, wäre wohl in
jedem Falle nur ein Scherz und wahrhaft überflüssig. Schon durch das Vorige
hofft der Verfasser der Vorschule hinlänglich dem Vorwurf systematischer Lücken
begegnet zu haben, der ihm allerdings zu machen war. - Jean
Paul: Vorschule der Ästhetik,
nach
(abc)
Gedicht,
mikroskopisches (2) Ach
und O sind zwei Gedichte, die jeder
versteht. Und verhältnismäßig kurz, sie erfordern keine langjährige Übung im
Lesen. Ob sie jedem gefallen, ist eine andere Frage, sie passen nicht, wenn
man den schönen Götterfunken voraussetzt. Bravo oder bis bis wäre da viel besser,
aber nicht so kurz. Jedenfalls führt Schwermut in
die Anarchie, so einfach ist das. Entzückt verzehrt
der Wolf sein Bein, das ihm ein Tellereisen abgerissen hat. Gesegnet sei der
Tag, der mir Nahrung gab, ruft er. Der Wolf soll uns ein Beispiel sein. Eine
tabula rasa ist besser als ein leerer Tisch, von der
fabula rasa kam ich darauf, die Welt ist ein Druckfehler.
- Günter Eich,
nach
(abc)
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