- Charles M. Schulz, This is your life, Charlie Brown! London
1969 (Hodder Fawcett Coronet Books, zuerst ca. 1960)
Geburtstagsgeschenk (2) Die
Fünf-Sterne-Torte auf eine Tortenplatte oder einen Kuchenteller zu geben hält
Lukas für zu gewöhnlich, einem Bankett im Jockey Club würdig, weshalb er sie
vorsichtig auf einen Kredenzteller aus weißem Karton plaziert, der kaum größer
ist als die Torte. Als die Stunde der Feier gekommen ist, zieht er sich seinen
Nadelstreifen-Anzug an und durchschreitet den Flur voller Gäste, wobei er den
Kredenzteller mit der Torte auf der rechten Handfläche balanciert, was für sich
schon eine beachtliche Leistung ist, während er mit der Linken verwunderte Verwandte
höflich beiseite schiebt, darunter nicht wenige Nassauer, die hoch und heilig
schwören, lieber den Heldentod sterben zu wollen, als darauf zu verzichten,
von dem prächtigen Geschenk zu kosten. Aus diesem Grunde formiert sich hinter
Lukas' Rücken sofort eine Art Festzug mit Jubelgeschrei, Applaus und begehrlichem
Geschmatze, und der Einzug aller in den Empfangssalon
unterscheidet sich nicht sehr von einer Aufführung der Aida in einem Provinztheater.
Die Feierlichkeit des Augenblicks erfassend, falten Gladis' Eltern andächtig
die Hände, eine immer gerngesehene Geste, und die Gefeierte bricht eine Unterhaltung,
die plötzlich belanglos geworden ist, ab, tritt mit strahlendem Lächeln in die
vorderste Reihe und blickt zur Zimmerdecke. Überglücklich, in dem Gefühl, daß
so viele Stunden Arbeit in etwas gipfeln, das an Apotheose
grenzt, wagt Lukas die finale Geste seines Opus magnum: seine Hand hebt sich
zur Darbringung des Geschenks, neigt sich zur allgemeinen Angst in gefährlicher
Weise, und die Torte klatscht Gladis mitten ins Gesicht. All das nimmt kaum
mehr Zeit in Anspruch, als Lukas braucht, um die Struktur des Straßenpflasters
zu untersuchen, in einem Geprassel von Fußtritten, daß er meint, es sei die
Sintflut. - Julio Cortázar, Ende der Etappe. Die Erzählungen Bd. 4.
Frankfurt am Main 1998
Geburtstagsgeschenk (3) Es
ist fürchterlich, meine Tante lädt mich zu ihrem Geburtstag
ein, ich kaufe ihr als Geschenk einen Kanarienvogel, fahre hin, und niemand
ist da, ich muß mich im Tag geirrt haben. Auf der Rückfahrt in der Straßenbahn
singt der Kanarienvogel aus voller Kehle, die Fahrgäste empören sich, ich löse
für den Vogel einen Fahrschein, damit man ihn respektiere, beim Aussteigen stoße
ich mit dem Käfig einer Dame an den Kopf, die sich zähnebleckend umdreht. Über
und über mit Kanarienfutter bestreut, komme ich nach Hause, meine Frau ist mit
einem Notar durchgebrannt, ich schlage auf dem Flur der Länge nach hin und zerquetsche
den Vogel, die Nachbarn rufen die Ambulanz, und er wird auf einer kleinen Tragbahre
weggetragen, ich bleibe die ganze Nacht auf dem Flur liegen, knabbere Kanarienfutter
und höre das Telefon im Salon, es muß meine Tante sein, die wieder und wieder
anruft, damit ich ihren Geburtstag nicht vergesse, denn sie rechnet immer mit
einem Geschenk von mir, die Arme. - (
cort2
)
Geburtstagsgeschenk (4) Denk
daran: wenn man dir eine Uhr schenkt, schenkt man dir eine verteufelte kleine
Hölle, eine Kette von Rosen, ein Verlies aus Luft. Man gibt dir nicht bloß die
Uhr, alles Gute zum Geburtstag und hoffentlich hast du viel von ihr, denn sie
ist ein gutes Fabrikat, eine Schweizer Uhr mit Rubinanker; man schenkt dir nicht
bloß jenen stummen Totenvogel, den du dir ans Handgelenk binden und mit dir
herumtragen wirst. Man schenkt dir - unwissentlich, das ist das Schreckliche,
unwissentlich - schenkt man dir ein neues gebrechliches und prekäres Stück deiner
selbst, etwas, das dein, aber nicht dein Körper ist, das du mit Riemen an deinen
Körper binden mußt wie ein sich verzweifelt an dein Handgelenk hängendes Ärmchen.
Man schenkt dir die Notwendigkeit, sie alle Tage aufzuziehen, die Verpflichtung
sie aufzuziehen, damit sie weiterhin Uhr ist; man schenkt dir die Besessenheit,
in den Auslagen der Juwelierläden, durch die Rundfunkzeitansage, beim Telefondienst
die genaue Uhrzeit festzustellen. Man schenkt dir die Sorge, sie zu verlieren,
die Furcht, daß sie dir gestohlen wird, zu Boden fällt und zerbricht. Man schenkt
dir ihre Marke und die Gewähr, daß es eine bessere Marke ist als andere, man
schenkt dir die Neigung,-deine Uhr mit allen übrigen Uhren zu vergleichen. Nicht
dir schenkt man eine Uhr, du bist, was man schenkt, dich bringt man der Uhr
zum Geburtstag dar. - (
cron
)
Geburtstagsgeschenk (3) Als
ich meiner Frau zum Geburtstag ein Grab
in Hradistko gekauft hatte, wünschte sie sich noch auszugehen, in die gute Gesellschaft,
sie habe von zu Hause die Nase voll. So zog sie ihr schönstes Kleid von irgendwo
aus Amerika an, rot und blitzblau wie die Flügel eines asiatischen Schmetterlings,
und ich ließ mich dazu herab, eine Krawatte umzubinden
und das dazu passende Taschentuch einzustecken, das war damals Mode, und ich
nahm sie mit in die gute Gesellschaft der Bierkneipe Bei den zwei Katzen. Kaum
hatten wir uns gesetzt, beendeten LPG-Arbeiter ihre Mahlzeit und hasteten ins
Nationaltheater, und ich schaute, sie hatten fünf Knödel und reichlich Dillsauce
übriggelassen, ich zog einen Teller zu mir, aß ihn mit großem Genuß leer und
lobte die gute Küche, und meine Frau errötete, setzte sich von mir weg und schämte
sich. - (
hra2
)
Geburtstagsgeschenk (4) Sie trug wieder einen schwarzen Mini, noch kürzer diesmal, und Strümpfe; als sie sich auf das Sofa setzte, blitzten die Klammern von schwarzen Strapsen auf sehr weißer Haut hervor. Ihre gleichfalls schwarze Bluse war komplett durchsichtig, man sah genau ihre sich bewegenden Brüste, meine Finger erinnerten sich an die Berührung ihrer Brustwarzen, sie lächelte unentschlossen, etwas Ungewisses und Fatales lag in diesem Moment.
»Hast du mir ein Geschenk mitgebracht?«, fragte ich gewollt scherzhaft, im Versuch, die Stimmung zu lösen.
»Nein«, antwortete sie ernst, »ich habe nichts gefunden, das mir gefiel.«
Kurzes Schweigen, dann, mit einem Mal, spreizte sie ihre Schenkel, sie trug kein Höschen, und der Rock war so kurz, dass man die Spalte ihrer rasierten, unschuldigen Möse sah. »Komm, ich blas dir einen«, sagte sie, »ich blas dir richtig schön einen, komm, setz dich aufs Sofa.«
Ich gehorchte, ließ sie mich ausziehen. Sie hockte sich vor mich und leckte mir zuerst lange und zärtlich die Rosette, dann nahm sie mich bei der Hand und ließ mich aufstehen. Ich lehnte mich gegen die Wand. Wieder hockte sie sich hin und leckte mir die Eier, während sie mich in kurzen, schnellen Bewegungen wichste.
»Sag mir, wann ich deinen Schwanz nehmen soll...«, sagte sie und unterbrach sich kurz. Ich wartete noch, bis die Lust unerträglich war, und sagte dann: »Jetzt.«
Ich sah ihr in die Augen, genau als ihre Zunge mein Glied berührte, es machte mich an, ihr dabei zuzusehen. Sie war in einem merkwürdigen Zustand, einer Mischung aus Konzentration und Rausch, ihre Zunge glitt über meine Eichel, mal schnell, dann wieder langsam und sorgfältig. Ihre linke Hand hielt meinen Schwanz an der Wurzel umklammert, während sie mit den Fingern ihrer rechten Hand trommelnd über meine Eier fuhr, Wellen der Lust durchströmten mich, ich löste mich auf, konnte mich kaum aufrecht halten, war kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. Als ich schreiend zu explodieren drohte, brachte ich gerade noch die Kraft auf, sie anzuflehen :»Hör auf... hör auf...«Ich erkannte meine Stimme kaum wieder, sie klang verzerrt, war kaum zu hören.
»Willst du nicht in meinem Mund kommen?«
»Nicht jetzt.«
»Na gut... Ich hoffe, das soll heißen, dass du mich nachher noch vögeln willst.
Dann essen wir jetzt etwas, oder?« - Michel Houellebecq, Die Unterwerfung. Köln 2015
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