eburtshelfer  Eingana ist die Urschlange. Sie verschlang alle Menschen. In ihrem Schoß nahm sie sie mit sich in das Wasser. Dann tauchte sie aus dem Wasser hervor und war hochschwanger mit allem Leben in ihr. Sie tauchte in Gaieingung auf, in der großen Wasserstelle bei Bamboo Creek. Eingana walzte sich auf dem Boden. Sie stöhnte und schrie, sie schrie laut vor Schmerz in ihren Wehen, da sie all die Menschen, alle Lebewesen in sich trug. Ein alter Mann Barraiya war lange Zeit überland gewandert. All die Zeit hatte er Einganas Schreie vernommen und ihr Stöhnen, als sie sich umherwälzte. Barraiya schlich sich in ihre Nähe; er erblickte Eingana. Er sah, wie sich die Riesenschlange stöhnend und schreiend einherwälzte, Barraiya legte seinen Speer in die Speerschleuder. Er beobachtete die Riesenschlange. Er sah die Stelle, in die er seinen Speer schleudern mußte. Er schleuderte seinen Speer vor ihren After. Alles Blut floß aus der Speerwunde, und alle Menschen kamen nach dem Blut zum Vorschein.  - Märchen aus Australien. Traumzeitmythen der Aborigines. Hg. Anneliese Löffler. München 1992

Geburtshelfer (2) Dr. Matthew O'Connor war ein so netter und guter Mann und von so freundlicher Rede, außerhalb des Beichtstuhls, wie man ihn sich nur als Bekannten wünschen mag. Für Kinder war er ein Juwel; alle Mütter, denen er je im Kindbett geholfen hatte, schworen auf ihn und sagten, er sei ein begnadetes Geschöpf und so tröstlich wie Seide; und daß sein Umgang mit dem Neugeborenen geradezu prachtvoll wäre. »Zu sehen, wie dieser Mann einem noch ungeübten Po einen Klaps gibt, ist eine Lektion in Zärtlichkeit«, sagte Amelia zur Sorglosen Kate, und Kate stimmte zu, daß Dr. O'Connor wirklich und wahrhaftig ein einziger aus einer Million sei. »Denn wer«, sagte sie, »würde bei den gelegentlichen Taten der Natur ruhig bleiben, wenn nicht dieser Mann da wäre, um die Schurken aus ihrem Versteck herauszuziehen, sobald sie willens und bereit sind, ihre Rolle aufzusagen?« Selbst Molly Dance stand nicht an, ihm sein Recht zuzugestehen. Er hatte ihr bei der Geburt ihrer letzten drei geholfen, und jedesmal hatte er gesagt: »Molly, Molly, Molly« (was alle sagten). »Und wer, meine Liebe, hat dieses Jahr dies Kind auf die Straße geschickt?« Und sie antwortete ihm, wie sie immer geantwortet hatte: »Sie werden ihm ein Vater im Geiste sein, denn Sie haben mehr Mühe mit ihm gehabt als sein eigener. Nicht der Fuchs, der den Hasen in den Kaninchenbau jagt, wird preisgekrönt, sondern der Hund, der ihn am Nackenfell rausholt.«

Dr. O'Connor war lieb zu Tieren. Er liebte Mollys Hundezwinger, er streichelte alle Katzen in seiner Reichweite, erkundigte sich bei jeder Frau im Umkreis von zwölf Meilen, wie es ihrer Sau ging und den Enten und den Erpeln, und alle Frauen lächelten, wenn sie ihn kommen sahen, und schüttelten den Kopf, wenn er wegging. »Denn«, sagten sie, »solch ein Muster der Tugenden sollte eine eigene Frau haben.«    - (ryder)

Geburtshelfer (3)  Miss Diamond war die richtige Frau am richtigen Ort. Wie sie einmal sagte: »Ich werde noch mal unter den Fenstern der sechsten Etage ein meterhohes Spruchband ums Haus wickeln, mit der Aufschrift: STÜNDLICH FRISCHE BABYS IN JEDER GEWÜNSCHTEN FARBE, 100% UNEHELICH!«

Und das war kein Scherz. Unsere Patientinnen waren der Abschaum der Stadt, eine feine Bande. Einmal sollte ich Miss Diamond helfen, fünf von ihnen, die sich eine Schlägerei lieferten, auseinanderzubringen. Sie lagen, alle kurz vor der Niederkunft, auf dem Steinboden eines der oberen Gänge und knurrten und fauchten wie die Katzen. Miss Diamond sagte mir, zwei oder mehr von ihnen seien von demselben Mann schwanger, und die anderen hätten sich auf die eine oder andere Seite geschlagen. Sie packte eine am Fuß und versuchte sie aus dem Haufen zu ziehen, aber sie war so kräftig und der Boden so glatt, daß sie die ganze geifernde Masse nur hin und her zerrte. Ich stand daneben, sah ihr zu und zögerte, mich dort einzumischen.

»Packen Sie ein Bein, und ziehen Sie in die andere Richtung«, kreischte sie. Also tat ich ihr den Gefallen, konnte aber den armen Dingern nicht weh tun.

»Ziehen!« sagte sie. Aber das brachte auch nichts, da die Frauen sich gegenseitig in den Haaren verkrallt hatten.

»Na schön, ihr Miststücke«, sagte sie zu ihnen, »dann hol ich jetzt die Ätherdose!« Und das tat sie. Sie nahm ein Handtuch, tränkte es mit Äther und ging damit auf sie los. Und da endlich ließen sie voneinander ab und rappelten sich schweigend hoch. Ich sagte, daß ich so etwas noch nie erlebt hätte.

»Ah, das war noch gar nichts. So was kommt hier immer wieder vor. Die brauchen nur eine Rädelsführerin, und schon geht's rund. Ich weiß jetzt, wer das ist, und die behalte ich im Auge. Das wird nicht noch einmal passieren.«

Miss Diamond - ich glaube, ihren Vornamen habe ich nie erfahren - war eine große Wasserstoffblondine mit spitzem Kinn und einem Goldzahn mitten im Gesicht. Jung und durchaus nicht übel anzusehen, erinnerte sie ein wenig an Mae West. Meist kuschten die Frauen, wenn sie eine strenge Miene aufsetzte und ihre blauen Augen blitzen ließ; aber sie war eine gute Krankenschwester, die rasch zupacken konnte. Letztlich wußten die Frauen, daß sie auf ihrer Seite stand. Sie respektierten sie. Ich tat es auch. - (wcwa)

 

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