eburt,
späte
Dr. Märklin interessiert sich für meine Geburt. Als ich ihm erzähle, dass ich
gut drei Wochen zu spät auf die Welt gekommen bin, mit ganz schwarz verkohlter
Haut, erzählt er mir die Legende eines südamerikanischen Indianerjungen. Aus
Angst, dass die Mutter ihn abtreiben könnte, habe dieser als Fötus, kaum dass
sich erste Ansätze von Extremitäten an seinem Körper herausbildeten, die ihn
umgebene Gebärmutterhaut angekratzt und das Blut in seiner kleinen Mundöffnung
gesammelt, um es einmal im Monat an mehreren Tagen von sich zu geben und seiner
Mutter auf diese Art den monatlichen Regelfluss vorzutäuschen. Dr. Märklin erzählt
die Geschichte mit einem gewissen Genuss, so wie Pfarrer Fleischmann vom Opfertod
der Märtyrer berichtet, nur dass Pfarrer Fleischmann
anschließend nach meiner Bereitschaft zu sterben fragt, während Dr. Märklin
etwas über meine Weigerung, geboren zu werden, wissen will. Ich verstehe seine
Frage nicht. Hätte ich mich denn weigern können?, denke ich.
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(raf)