ebirge   Der Graf von Olavidez hatte noch keine Ansiedlungen in der Sierra Morena begründet; dieser hohe Gebirgszug, der Andalusien von der Mancha trennt, war damals nur von Schmugglern, Räubern und einigen Zigeunern bewohnt, denen man nachsagte, daß sie die Leiber der von ihnen ermordeten Reisenden aufäßen, und daher rührt das spanische Sprichwort: "Las gitanas de Sierra Morena quieren carne de hombres."

Der spanische Satz ist wohl zweideutig gemeint. Es heißt: "Die Zigeunerinnen der Sierra Morena lieben Menschenfleisch" oder auch "Männerfleisch". - (sar)

Gebirge (2)

 La Cordillera de los Andes

Der erste Eindruck ist schrecklich und der Verzweiflung nah,
sofort verschwindet der Horizont.
Nicht alle Wolken sind höher als wir.
Unaufhörlich und faltenlos sind, wo wir sind,
die Anden: Hochplateaus die sich dehnen, sich dehnen.

Der Boden ist schwarz und unwirtlich,
ein Boden von innen.
Er kümmert sich nicht um die Pflanzen.
Dies ist vulkanisches Land.
Nackt! und die Häuser, schwarz,
decken seine Nacktheit nicht zu,
die schwarze Nacktheit des Bösen.

Wer Wolken nicht liebt,
der meide Ecuador.
Sie sind des Gebirges treue Hunde,
riesige Hunde, treu,
in der Höhe bekrönen sie den Horizont.
Dieser Ort, heißt es, liegt 3000 Meter über dem Meer,
ist schädlich, heißt es, für Herz, Lunge und Magen
und für den Körper des Reisenden überhaupt.

Stämmig, rundschädlig, mit kleinen Schritten,
schwer beladen, gehn in dieser Stadt die Indianer einher, in einem Wolkenkrater gefangen,
Wohin führt dieser krumme Pilgerzug?
Kreuz und quer und immer höher, sonst nichts: das ist der Alltag.
Quito und seine Berge.
Sie fallen her über die Stadt, halten inne, verschreckt, mäßigen
ihre Zungen! ein Weg ist da, nicht mehr lang, und
man pflastert ihn. Wir alle rauchen hier das Opium der großen Höhen,
leise Stimme, kleiner Schritt, flacher Atem,
wenig balgen die Hunde sich, wenig die Kinder, wenige sind, die da lachen.

- Henri Michaux, nach (mus)

Gebirge (3)  Die Pyrenäen ruhten groß, halb in Nächte, halb in Tage gekleidet, um uns und bückten sich nicht, wie der veraltende Mensch, vor der Zeit, sondern erhoben sich ewig; und ich fühlte, warum die großen Alten die Gebirge für Giganten hielten. Die Häupter der Berge trugen Kränze und Ketten von Rosen aus Wolken gemacht; aber sooft sich Sterne aus dem leeren tiefen Äthermeer herausdrängten und aus den blauen Wellen glänzten, so erblichen Rosen an den Bergen und fielen ab. Nur das Mittagshorn schauete wie ein höherer Geist lange der tiefen einsamen Sonne nach und glühte entzückt. Ein tieferes Amphitheater aus blühenden Zitronenbäumen zog uns mit Wohlgerüchen auf die eingehüllte Erde zurück und machte aus ihr ein dunkles Paradies. Und Gione drang voll stillem Entzücken in ihre Lautensaiten, und Nadine sang den gleitenden Tönen leise nach. Und die Nachtigallen wachten in den Rosenhecken am Wasser auf und zogen mit den Tönen ihres kleinen Herzens tief in das große menschliche, und glimmende Johanniswürmchen schweiften um sie von Rose zu Rose, und im spiegelnden Wasser schwebten nur fliegende Goldkörner über gelbe Blumen. - Aber da wir gen Himmel sahen, schimmerten schon alle seine Sterne, und die Gebirge trugen statt der Rosenketten ausgelöschte Regenbogen, und der Riese unter den Pyrenäen war statt der Rosen mit Sternen gekrönt. — Jean Paul, Das Kampaner Tal oder über die Unsterblichkeit der Seele (1797)
 

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