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Ruthenisehe Einbrecher entfernen das Mark aus einem menschlichen Schienbein,
gießen Talg hinein und marschieren, nachdem sie das Mark angezündet haben, dreimal
ums Haus mit diesem brennenden Licht, das die Bewohner in einen totenähnlichen
Schlaf versenkt. Oder der Ruthene macht sieb eine Flöte aus einem menschlichen
Schenkelknochen und spielt darauf, woraufhin jeder, der es hört, von Schläfrigkeit
befallen wird. Die Indianer von Mexiko verwandten zu diesem boshaften Zwecke
den linken Vorderarm einer Frau, die in ihrem ersten Kindbett gestorben war.
Aber der Arm mußte gestohlen sein. Damit schlugen sie anf den Boden, ehe sie
das Haus betraten, das sie plündern wollten. Dies nahm allen Bewohnern des Hauses
die Fähigkeit zu sprechen oder aich zu bewegen. Sie waren wie tot, sahen und
hörten alles, waren aber völlig machtlos. Manche indessen schliefen wirklich
und schnarchten sogar. In Europa wurden der "Hand des Ruhmes", der getrockneten
und in Essig gelegten Hand eines Gehenkten, ähnliche Eigenschaften zugeschrieben.
Wenn man eine Kerze aus dem Fett eines Übeltäters, der auch am Galgen umgekommen
war, brennend in die "Hand des Ruhmes" legte, die ihr nun als Leuchter
diente, machte sie alle, die sie sahen, bewegungslos. Keiner konnte auch nur
einen Finger rühren, nicht anders als ob er tot gewesen wäre. Manchmal ist des
Toten Hand selbst der Leuchter und die Kerze oder vielmehr das Kerzenbündel,
da seine verdorrten Finger angezündet werden. Sollte nun ein Hausbewohner noch
wach sein, so läßt sich einer der Finger nicht anzünden. Solche ruchlose Kerzen
können nur mit Milch wieder gelöscht werden. Oft findet man die Vorschrift,
daß die Diebeskerze aus dem Finger eines neugeborenen oder noch besser eines
noch ungeborenen Kindes gefertigt sein müsse. Zuweilen wird es für nötig gehalten,
daß der Dieb eine solche Kerze für jeden Hausbewohner haben sollte. Wenn er
nämlich eine Kerze zu wenig hat, wird einer im Hause aufwachen und ihn erwischen.
- (fraz)
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