ebärde
Es gibt von der Natur konstituierte Gebärdungen, durch welche sich
Menschen von allen Gattungen und Klimaten einander, auch ohne Abrede, verstehen.
Dahin gehört das Kopfnicken (im Bejahen), das Kopfschütteln (im
Verneinen), das Kopfaufwerfen (im Trotzen), das Kopfwackeln (in
der Verwunderung), das Naserümpfen (im Spott),
das Spöttisch-Lächeln (Grinsen),
ein langes Gesicht machen (bei Abweisung des Verlangten), das Stirnrunzeln
(im Verdruß), das schnelle Maulaufsperren und -zuschließen (Bah), das
zu sich hin und von sich weg winken mit Händen, das Hände über den
Kopf zusammen schlagen (im Erstaunen), das Faustballen
(im Drohen), das Verbeugen, das Fingerlegen auf den Mund (compescere
labella), um Verschwiegenheit zu gebieten, das Auszischen
u.d.g. - Immanuel Kant, Anthropologie in pragmatischer Hinsicht
(1798)
Gebärde (2) Wie viel die Mienen
und Gebärden über das Gesicht, die Einbildungskraft und den animalischen
Geist vermögen, weiß jedermann. So pflegen die Mienen, welche die Eltern
beim Beischlafe haben oder annehmen, auch
auf die Kinder überzugehen; so erfreut das milde und heitere Gesicht eines
Fürsten die ganze Bevölkerung einer Stadt, eine düstere und traurige Miene
aber erschreckt dieselbe. - (nett)
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