Gaul   Als er glücklich im Hemd war, löschte er die Lampe aus, tastete sich ans Bett und legte sich neben seine Madonna Ginevra. Leise erschauernd begann er sie zu berühren, und da er sah, daß sie sich nicht rührte, ging er weiter, ließ die Hände über den weißen Leib gleiten, schob seine Beine zwischen ihre weichen Schenkel, drückte sein Gesicht auf ihren zarten Busen und küßte sie und preßte sie an sich. Und da sie auf der Seite lag, bewirkte er durch sanften Druck, daß sie auf den Rücken sank. Davon wachte sie auf, merkte, daß er auf ihr lag, und sagte halb schlafend, halb wachend, etwas ärgerlich; »Wahrhaftig, Ihr seid recht beschwerlich! Mußte Euch denn grade heut Nacht, wo die größte Hitze im ganzen Jahr herrscht, die Lust nach den ersten Feigen anwandeln, Ihr hättet doch wenigstens bis morgen früh, wo es kühl ist, warten können! Was habt Ihr denn noch vor? Da steht ja Euer Gaul schon bereit!«

Ruberto, der sich unbeschreiblich über ihre Reden freute, hatte seinen Gaul schon auf den richtigen Weg gebracht und bereits begonnen, ihm munter die Sporen zu geben. Wiewohl die liebe Frau, die nunmehr schwieg, sich schlafend stellte und so tat, als ginge sie die Sache nichts an, schien ihr das Tier ihres Gatten doch munterer und kraftvoller als gewöhnlich, und sie galoppierte nach Kräften mit. Nachdem Ruberto, zur großen Befriedigung Madonna Ginevras und noch mehr zu seiner eigenen, eine Meile zurückgelegt hatte, dachte die Frau, er würde seiner Gewohnheit entsprechend absteigen und für diese Nacht den Ritt beendigen. Als sie ihm aber noch weiter in den Bügeln fühlte, wartete sie etwas verwundert, was nun kommen würde. Bald setzte Ruberto, etwas ausgeruht und zu Atem gekommen, den Ritt so flott fort, daß er bewies, daß das Streitroß zwischen seinen Beinen frischer, kräftiger, übermütiger und tapferer als vorher war. Hierüber erstaunt, erkannte die Dame an dem schnellen Trab und an der Größe und Stärke des Gauls, daß er ein anderer sein müsse als der ihres Gatten. Sie betastete daher den Jüngling am ganzen Körper, und als sie ihn ohne Bart, vielmehr mit einem Milchbart und hundertmal weicher und zarter als ihren ßartolommeo gefunden hatte, war sie völlig davon überzeugt und wollte ihn unter Schreien und Strampeln zum Anhalten zwingen. Von dem Übermaß der Wonne zurückgehalten und verhindert, vermochte sie es jedoch nicht; denn während sie noch schwankte, war Ruberto auf seinem Ritt schon beinahe ans Ziel gelangt, und just als sie den Betrug gewahr wurde, begann ihr vom Rückgrat herab jene Materie zu kommen, die dann dem Gesetz der Natur entspechend in die Tiefe rinnt und mild durch die weniger anständigen Teile des Körpers austretend, den anderen mit solcher Wonne und Seligkeit erfüllt, daß er den Mund öffnet, die Augen verdreht und unter leise ausgehauchten Seufzern gleichsam in den Himmel eingeht.    - Antonfrancesco Grazzini, Feuer auf dem Arno. Berlin 1988 (zuerst ca. 1550)

Pferd

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