Garten, hängender    Sie hat nicht mehr viel Zeit übrig für Sachen wie die Liebe und das Verlangen. Hilflosigkeit des weiblichen Teils steigert das männliche Begehren ins Uferlose. Sogar Achtzigjährigen ist bereits eine Vergewaltigung und ähnliches angedeihlich ausgeschlagen. Sie hat nicht mehr viel Zeit. Keiner von den hiesigen Anrainern wird dieses so etwas wie ein Liebespaar (endgültig gemeinsam in der Falle) bemerken. Sie werden sich nirgends aufhalten, wo man sie sehen könnte. Es ist ihr alleiniges Geheimnis. Es wird aber jetzt schon über sie geredet in dieser Hinsicht, den Menschen graust vor gar nichts. Er ist so jung, daß ihm noch nicht einmal die Haare ausfallen, er könnt ja ihr Enkerl sein! Nur die Zähne sind ihm im ;Maul schon verdorrt vom Alkohol und dem undeutlichen Essen, vpn der frauenlosen Verwahrlosung seit längerem. Ohne seine Frau ist er vollkommen hilflos, sehen die Leute. Sie legt ihm schon jetzt, man weiß nicht wofür es gut ist, ihre weiblich verschrumpelten Attribute heraus auf den Tisch des Hauses, er soll beizeiten lernen, vor Häßlichkeit zu erschrecken und trotzdem nicht wegzurennen. Beim zweiten Mal kommt ihm dieser hängende Garten von einem. Frauenkörper an dern die Zeit genagt hat, vielleicht schon um ein Blühendes angenehmer vor. Mit viel Gewürzen recht eßbar.  - Elfriede Jelinek, Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr. Reinbek bei Hamburg 1998
 

Garten Hängen

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