arnele Mehrere Eigenschaften oder Umstände machen zu einem der schamhaftesten Gegenstände, die es auf der Welt gibt, und vielleicht zum scheusten Wild der Betrachtung ein kleines Tier, das man zu Beginn lieber gar nicht beim Namen nennen, sondern eher vorsichtig herbeizitieren, mittels seiner Eigenbewegung in die Leitungsröhre der Umschreibung hineingeraten lassen sollte, um schließlich durch das Wort den dialektischen Punkt zu erreichen, an den es seine Form und sein Lebenskreis, sein stummes Los und die Ausübung seines richtigen Berufes verweisen.
Nehmen wir zunächst folgendes an. Bisweilen geschieht es, daß ein Mensch, dessen Sehkraft durch Fieber, Hunger oder ganz einfach durch Müdigkeit geschwächt ist, einer vorübergehenden und vielleicht harmlosen Sinnestäuschung erliegt: in lebhaften, ruckartig aufeinanderfolgenden Rückwärtssprüngen, denen ein tastendes Wiedervorrücken folgt, bemerkt er, wie sich von einer Grenze seines Gesichtsfeldes zur anderen eine Art kleiner, nicht sehr ausgeprägter, durchsichtiger Zeichen von der Form von Stäbchen, Kommata oder vielleicht anderer Satzzeichen merkwürdig hin und her bewegen, die die Welt, ohne sie seinen Blicken im geringsten zu entziehen, in gewisser Weise verwischen, sich als Über-Eindruck an deren Stelle setzen, kurzum den Wunsch hervorrufen, sich die Augen zu reiben, um durch ihre Vertreibung sich wieder einer klareren Sicht zu erfreuen.
In der Welt der äußeren Erscheinungen tritt nun bisweilen ein ähnliches Phänomen
auf: die Garnele bewegt sich in gleichen Sprüngen durchs Wasser, das sie bewohnt,
und wie die Flecken, von denen ich eben sprach, das Ergebnis einer Sehstörung
waren, so erweckt dies kleine Wesen zunächst den Anschein, als ob es die Folge
einer Verwirrung des Meeres sei. - Francis Ponge, Im Namen
der Dinge. Frankfurt am Main 1973 (BS 336, zuerst 1942)
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