ang  Miß Day kam aus der roten Tür und ging auf Essex zu. Sie hatte den provozierendsten Gang, den Crane je gesehen hatte; beziehungsweise die provozierendsten Hüften. Er konnte sich nicht entscheiden, was es war: die Hüften oder der Gang. Irgendwie hing das zusammen, aber nicht im normalen, gängigen Sinn. Die flammendrote Seide ihres Kleids spannte sich hauteng um ihre Hüften, und es schien, als rieselte rotes Licht über ihre Haut. Er hatte das unbestimmte Gefühl, daß sie darunter nackt war. Wahrscheinlich war sie's auch... Diese Hüften! Sie flossen träge unter der Seide, wie schweres, geschmolzenes Metall. - Jonathan Latimer, Eine Leiche im Paradies. München 1983, zuerst 1937

Gang (2) »Du bezahlst mein Bier.«

»Ich bezahle auch dein Bier.«

Er stand auf und nahm eine Banknote aus seiner Tasche. Sie zog einen blauen boubou über und stolzierte nach draußen zur Küche. Fünf Minuten später war sie zurück, kaute geräuschvoll ein Hühnersandwich und schmatzte. Dann band sie ihr Haar mit einem Tuch zusammen und war bereit.

Doch Jeb lag da, das Gesicht im Kissen vergraben, der Kopf drehte sich ihm vom Whisky. Sie legte sich neben ihn, und ihre Hand spürte, daß er weich und schlaff war.

»Päderast«, schnaubte sie.

»Nein, nein!« Verzweifelt stieß Jeb mit dem Kopf gegen das Kissen. »Nein, nein!«

»Alle Amerikaner sind Päderasten.«

Sie drehte sich um und begann zu schnarchen, und ihr Schnarchen hinderte ihn nicht am Schlaf.

Doch am Morgen war alles anders. Seit jenem Morgen sollte er das weiße Licht und die wehenden Vorhänge nie wieder vergessen und nie mehr aufhören, dankbar zu sein für die straffen Brüste, den freigebig dargebotenen festen Mund, die kräftigen Arme, die Fingernägel, die rote Striemen auf seinem Rücken hinterließen, die Fußsohlen, die seine Schenkel aufrauhten — wieder und wieder, zwei Körper, erst schwebend und dann schwer an der ungeraden Linie, wo Braun auf Weiß traf — und später, als sie beide erschöpft waren, ihr amüsiertes Lächeln und ihre Finger, die sanft sein Haar entwirrten.

Er verließ sie und ging über die Terrasse. Madame Gerda drehte das Gesicht zur Wand. Madame Annie strickte an einem rosa Pullover. Sie blickte ihn über den Rand ihrer Brille an und lächelte.

»Sie haben jetzt sogar einen anderen Gang«, sagte sie. - Bruce Chatwin, Der Traum des Ruhelosen. Frankfurt am Main 1998 (Fischer-Tb. 13729, zuerst 1996)

Gang (3)  Ist der Gang eines Weibes fatal, entschieden fatal, nicht nur unangenehm, sondern impetuos, schief, ohne Würde, verächtelnd, seitwärts vordrängend - so reitze dich weder eine Schönheit an ihr, noch täusche dich ihr Verstand, noch locke dich ihr Vertrauen. - Ihr Mund wird seyn, wie ihr Gang, und ihr Betragen hart und falsch, wie ihr Mund. Sie wird dir für alles, was du ihr thust, nicht danken, und für das Geringste, was du unterlässest, sich fürchterlich rächen. - Vergleicht Gang und Stirnlinien, Gang und Falten um den Mund; ihr werdet über der Harmonie zwischen beyden erstaunen. - Lavater

 

Gehen Hüfte

 

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