algenhumor Rosemund
näherte sich ihm, splitternackt, mit verhülltem
Antlitz. Sie wollte sich beweisen, daß Hingabe
nicht zu Gelächter führen müsse, doch in Bergfelden
hatte sie als verheiratete junge Frau nur eine Mauer aus gefesselter Begierde
vor sich gesehen, eine Konvention, die einer der von ihrer Schönheit agitierten
Männer um so weniger zu mißachten sich vermaß, als keiner von Rosemunds Elend
auch nur ahnte. Sie wußte dies nur zu genau und war selber dieser Konvention
noch verhaftet, die sie bis zum Hochzeitsschlaf ja streng bejahte. Doch nun
tat sie das vollkommen Verrückte: Rosemund unternahm es, den einzigen Mann weit
und breit zu verführen, dem die stille Übereinkunft von ihrer Unantastbarkeit,
von der Unantastbarkeit frisch verhochzeiteter Frauen überhaupt, dem diese Konvention
gar nichts bedeuten konnte, weil sie ihm auf seinem Erdenweg nie Beengung noch
je auch Schutz gewesen war. Genialer Instinkt und ein zu allem entschlossener
Galgenhumor brachten sie, das Gesicht schamvoll verhüllt, in die Kammer des
ahnungslosen Komplizen. - Ernst Herhaus,
Die homburgische Hochzeit. München 1970 (dtv sr 83, zuerst 1967)
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