alanterie  Die Mutter war galant zu ihrer Zeit, hielt aber nicht dem Vergleich mit der Tochter stand, denn im Alter von dreizehn Jahren wurde sie von einem Mann, der ihr das Lautenspiel beibrachte, verführt, und es heißt, der Vater habe in der ersten Erregung einen Prozeß gegen jenen Mann angestrengt, den er aber nicht weiterverfolgte.

Nach dem Tode ihres Vaters wurde sie mit dem Sohn von Ferner verheiratet, der Pastor gewesen war; der Junge war Artillerieleutnant. Jemand hat mir erzählt, einer seiner Freunde habe sie an ihrem Hochzeitstag durch ein Loch dabei beobachtet, wie sie mit Hilfe zusammenziehender Wässerchen die Breschen in ihrer Jungfernschaft ausbesserte. Wie dem auch sei, Ferrier war es zufrieden und räumte ihr im Heiratsvertrag große Vorteile ein. Sie war schön und lüstern; es heißt, sie habe ständig die Hand in seiner Hose gehabt, so daß er es nicht lange überlebte. - (tal)

Galanterie (2)  ist ein Verhalten des Mannes. Von einer Frau zu sagen, daß sie galant ist, hat daher etwas Verkehrtes - gegen wen ist sie denn galant? Unter einer galanten Frau versteht man nicht eine Frau, an der männliche Züge hervortreten, sondern eine, die auf Galanterien der Männer antwortet. Die Bezeichnung ist irreführend. Indessen beschreibt schon Brantôme die „Dames galantes" seiner Zeit. Auch nennen die Franzosen die Regierungszeit Ludwigs XIV. das Zeitalter der Galanterie. Sie gehört in ihrer reinsten Ausbildung der absoluten Monarchie an und ist die Abbildung des Verhaltens, das der Sonnenkönig gegenüber den Frauen zeigte. Selten sind die Frauen mächtiger gewesen. Galanterien oder galante Krankheiten sind aber nicht nur Krankheiten des galanten Zeitalters, sondern kommen auch heute noch und auch durch recht ungalante Beziehungen zustande. - Friedrich Georg Jünger, Die Spiele. München 1959

Galanterie (3)  Aber a propos was ist galant und ein galanter Mensch? Dieses dürffte uns in Wahrheit mehr zuthun machen als alles vorige, zumahl da dieses Wort bey uns Teutschen so gemein und so sehr gemißbrauchet worden, daß es von Hund und Katzen, von Pantoffeln, von Tisch und Bäncken, von Feder und Dinten, und ich weiß endlich nicht, ob nicht auch von Aepffel und Birn zum öftern gesagt wird. So scheinet auch als wenn die Frantzosen selbst nicht einig wären, worinn eigentlich die wahrhafftige Galanterie bestehe. Mademoiselle Scudery beschreibet dieselbe als wenn es eine verborgene natürliche Eigenschaffte wäre, durch welche man gleichsam wider Willen gezwungen würde einem Menschen günstig und gewogen zu seyn, bey welcher Beschaffenheit denn die Galanterie und das je ne sçay quoy  einerley wären. Ich aber halte meines Bedünckens davor, daß es etwas gemischtes sey, so aus dem je ne sçay quoy, aus der guten Art, etwas zu thun, aus der Manier zu leben, so am Hofe gebräuchlich ist, auß Verstand, Gelehrsamkeit, einem guten Judicio, Hoflichkeit, und Freudigkeit zusammen gesetzet werde. - Christian Thomasius
 
 

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