ärung Bekanntlich
spricht die Chemie von drei Stufen von Gärung: der Weingärung, der Essiggärung,
und der fauligen. Aber es ließe sich auch wohl noch an ganz andern Orten davon
sprechen, als in der Chemie. Es findet sich etwas Ähnliches überall, wo organischer
Stoff aller Art mit einer Portion von volatilem Je ne sçai quoi, Leben oder
Geist, oder was es ist, in mannigfaltiger Verhältnis von Quantität sowohl als
Kraft verbunden, im Naturumlauf ist, der sich durch steten Wechsel erhält. So
ist es mit dem Leben des Menschen und der Staaten, im Ganzen und in ihren Teilen.
Die erste Gärung des Lebens, o! wie erfreut die nicht des Menschen Herz! Wie
wird da nicht aus allem Begeisterung und Entzücken mit langen Zügen gesogen!
Einige Zeit darauf ist es nicht mehr so, wie - - im vorigen Kriege, oder was
sonst der Annalist für Perioden hat. Es schmeckt nicht mehr. Man setzt mit sauerem
Gesicht, und krampfhaftem Kopfschütteln in der Mitte ab. Die Leute verstehn's
nicht mehr; es ist wahrlich nicht erlaubt; es ist infam - - und so entsteht
der Sauertopf. Nun immer weiter. Alter macht vorsichtig;
Vorsicht mißtrauisch und Mißtrauen macht wieder älter. Es wird kalkuliert mit
Gedanken-Strichen - auf der Stirn, und nicht selten zwischen Abendessen und
Frühstück ein kostbares Mitternachtmahl eingenommen von eigenem Fett. So fällt
ein Zahn nach dem andern, ein Löckchen nach dem andern, und eine Kraft nach
der andern, und so geht es dann ohne Zähne, ohne Haare und ohne Kraft, oder,
wie Shakespeare sagt, sans every thing, durch die letzte Gärung zum Faulen
über. - O! Wie er riecht! Fort mit ihm in die Kiste mit Hobelspänen; nach dem
Resurrektions-Acker mit ihm, mit dem mächtigen Dinge, das nie wieder gesehen
wird! - Lichtenberg, Erklärung der Hogarthischen
Kupferstiche (Der Weg der Buhlerin)
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