Fußboden »Aus allen Fußbodenritzen, von allen Simsen und aus allen Leibungen schossen dünne Triebe hervor und durchdrangen die graue Luft mit dem flimmernden Spitzenbesatz filigranen Blattwerks, einem durchbrochenen Treibhausdickicht, erfüllt vom Wispern, Glitzern und Gaukeln eines unechten und glückseligen Frühlings. Um das Bett herum, unter dem vielarmigen Leuchter und an den Schränken entlang schwankten Gruppen zierlicher Bäume, sie stöben hinauf in leuchtende Kronen, in Fontänen aus geklöppeltem Laub, die an einem mit zerstäubtem Chlorophyll bemalten Deckenhimmel anstießen. Beim übereilten Aufblühen entfalteten sich in diesem Blättergewirr riesige weiße und rosa Blüten, man konnte zusehen, wie sie Knospen trieben, wie sie mit dem rosa Fruchtfleisch aus ihrer Mitte wucherten und über die Ränder quollen, wie sie die Blütenblätter verloren und rasch verwelkten.«

»Ich war glücklich«, sagte mein Vater, »über das unverhoffte Blühen, das die Luft mit flimmerndem Rascheln und sanftem Säuseln erfüllte und das wie buntes Konfetti durch die spärlichen, dünnen Zweige rieselte.

Ich sah, wie dieses Hochschießen, dieses Strotzen und dieser Zerfall der phantastischen Oleandersträucher, deren riesige, rosafarbene Blütendolden im Zimmer wie vereinzelte und schläfrige Schneeflocken umherwirbelten, dem Wabern der Luft, nämlich der Fermentation einer überreichen Aura entströmt war und sich materialisiert hatte.«

»Bevor der Abend hereinbrach«, so schloß mein Vater, »war jede Spur des herrlichen Blühens verschwunden. Die ganze trügerische Fata Morgana war nur eine Mystifikation, eine seltsame Simulation von Materie, die sich den Anschein von Leben gab.«  - (bs2)

Fußboden (2)
 

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