Eine ähnliche Furcht packt zuweilen eine ganze Menge. Bei einem der Gefechte des Germanicus gegen die Alemannier ergriffen zwei große Haufen vor Schrecken zwei entgegengesetzte Wege, und der eine floh dahin, wo der andere herkam.
Zuweilen beflügelt sie unsre Fersen; zuweilen lähmt sie unsere Füße und nagelt uns fest, wie man von Kaiser Theophil liest, der in einer Schlacht, die er gegen die Agarener verlor, so bestürzt und betäubt war, daß er nicht einmal den Entschluß zur Flucht zu fassen vermochte: adeo pavor etiam auxilia formidat, bis Manuel, einer der ersten Hauptleute seines Heeres, ihn zerrte und schüttelte, wie um ihn aus einem tiefen Schlaf aufzuwecken, und ihm sagte: Wenn Ihr mir nicht folgt, so werde ich Euch töten, denn es ist besser, Ihr verliert das Leben, als daß durch Eure Gefangennahme das Reich verlorengehe.
Dann erweist sie ihre äußerste Kraft, wenn sie in ihrer Botmäßigkeit wieder zu jener Tapferkeit antreibt, deren sie unser Pflichtbewußtsein und unser Ehrgefühl beraubt hat. In der ersten genauen Schlacht, welche die Römer unter dem Konsul Sempronius gegen Hannibal verloren, wurde ein Trupp von wohl zehntausend Fußsoldaten vom Entsetzen ergriffen, und da er nirgends sonst einen Ausweg für seine Verzagtheit fand, warf er sich mitten in den Gewalthaufen des Feindes, durch den er sich mit bewundernswertem Ungestüm Bahn brach und ein großes Blutbad unter den Karthagern anrichtete, und erkaufte sich so eine schimpfliche Flucht um denselben Preis, um den er einen ruhmvollen Sieg errungen hätte.
Wovor ich mich am meisten fürchte, ist die Furcht. -
(
mon
)
- Stoiker,
nach
(diol)
Furcht (3) Die Furcht löst im Menschen viele
beklagenswerte Reaktionen aus, wie Erröten und Erblassen,
Zittern und Schweißausbrüche. Ihren Opfern wird abwechselnd heiß und kalt, ihr
Herz klopft im Halse, oder sie werden ohnmächtig. Oft überfällt sie Menschen,
die etwa bei einer Volksversammlung auftreten und eine Rede halten sollen oder
die vor bedeutende Persönlichkeiten zitiert worden sind, und selbst Cicero
gestand ein, daß er vor Redebeginn immer noch ins Zittern gerate, was übrigens
auch für den großen griechischen Redner Demosthenes galt. Die Furcht verschlägt
die Stimme und raubt das Gedächtnis. Also läßt Lukian seinen Jupiter
Tragoedus bei einer Ansprache sinnigerweise so viel Angst vor seiner göttlichen
Zuhörerschaft haben, daß er kein vernünftiges Wort mehr hervorbringt, sondern
sich notgedrungen von Merkur soufflieren lassen muß. Vielen Menschen setzt die
Furcht dermaßen zu, daß sie nicht mehr wissen, wo sie sich befinden, was sie
sagen und was sie tun. Noch schlimmer aber ist die Tatsache, daß sie sie schon
viele Tage vor dem Ereignis auf die Folter ihrer Ängste und bösen Vorahnungen
spannt. Furcht verhindert die ehrenwertesten Unternehmungen, läßt das Herz schwer
werden und macht traurig und niedergeschlagen. Die Furchtsamen sind nicht frei,
entschlossen, sicher, nie fröhlich, nie ohne Schmerz; deshalb trifft Vives'
Bemerkung zu, es gebe kein größeres Elend, keine schlimmere Marter. Ewig argwöhnisch,
ängstlich, besorgt neigen die Betroffenen zu grundloser und kindischer Kopfhängerei
und büßen nach Plutarch angesichts des Schrecklichen ihr Urteilsvermögen
ein. Oft ist plötzlicher Irrsinn die Folge. - (
bur
)
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