ürst Auf einer Bank, ähnlich unsern Parkbänken ohne Lehne, doch mit einem wundervollen Teppich bedeckt, erkannte ich eine glänzende Masse, etwas wie eine sitzende Sonne; es war der Raja, der unbeweglich, in einem Gewand von reinstem Kanariengelb mich erwartete. Er trug zehn bis fünfzehn Millionen Diamanten an sich, und einsam auf seiner Stirn glitzerte der sagenhafte »Stern von Delhi«, seit je Eigentum der berühmten Dynastie der Parihara von Mundore, der mein Gastgeber entstammte.

Er war ein Bursche von ungefähr fünfundzwanzig Jahren, der aussah, als habe er Negerblut in den Adern, wiewohl er reinster Hindu-Rasse war. Er hatte große, starre, undeutbar blickende Augen, vorspringende Backenknochen, dicke Lippen, trug den Bart gekräuselt, hatte eine niedrige Stirn und leuchtende, spitze Zähne, die er oft, mit mechanischem Lächeln, zeigte. - (nov)

Fürst (2)

Er zagt vor seinem schwerdt. Wenn er zu tische geht,
Wird der gemischte wein, der in crystalle steht,
In gall und gifft verkehrt. Alsbald der tag erblichen,
Kommt die beschwärzte schaar, das heer der angst geschlichen,
Und wacht in seinem bett. Er kan in helffenbein,
In purpur und scharlat niemahl so ruhig seyn
Als die, so ihren leib vertraun der harten erden.
Mag ja der kurtze schlaff ihm noch zu theile werden,
So fällt ihn Morpheus an und mahlt ihm in der nacht
Durch graue bilder vor, was er bey lichte dacht,
Und schreckt ihn bald mit blut, bald mit gestürztem throne,
Mit brandt, mit ach und tod und hingeraubter crone.

- Andreas Gryphius, Leo Armenius. Nach: Walter Benjamin, Ursprung des deutschen Trauerspiels. Frankfurt am Main 1972


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