ürsorglichkeit    Anlegend ferner den andern Grad der Tortur ist derselbe, wenn in den Urtheln diese Worte: ziemlicher Massen, der scharfen Frage mit angelinget seynd, zu verstehen, und wird auf Richterliche Ermässigung, delicti Beschaffenheit und der Personen Gelegenheit nach, unterschiedlich verrichtet, und haben die Scharffrichter solchen Verstand nur von Anziehung der Schrauben allein, wenn gleich der Gefangene weder gerecket, noch aufgezogen worden, bissweilen den Inquisiten geschnüret und die Beinschrauben angeleget, auch ist wohl der Gefangene ziemlich gebunden und geschnüret auf die Leither geleget, und ihm die Hände hinterücks in die Höhe gestrecket, und die Schienbeine geschnüret worden. Ueber dieses hat auch der Scharffrichter den Inquisiten ziemlicher Massen gebunden und auch die Leither etwas gezogen: Letzlich seynd den Gefangenen, wenn er auf die Leither gelegt, die Schraubenstöcke an die Beine geleget, er aber nicht ausgerenket oder gedehnt worden, auch wird sonderlich bey denen, so der Hexerei halben verdächtig, gebrauscht, dass sie in den Bock gespannet werden, wie denn sonsten dem Scharffrichter nicht unbewusst, wie und auf was Masse die ziemliche scharffe Frage pflegtet executiert zu werden. Letzlichen ist zwar auch der dritte Grad der Tortur, so aber selten erkannt wird, dass nemlich der Scharffrichter den Inquisiten nebst vorgesetzten Peinlichkeiten auch mit dem Feuer, als angezündeten Schwefel und Kiehn, auch mit andern gewöhnlichen scharffen Mitteh angreiffen mag, jedoch dass dem Inquisiten dadurch an seinen Leben kein Schaden zugefüget werde. - (hel)

Fürsorglichkeit (2)  A., ein vielbeschäftigter Architekt in der Provinz, der häufig mit öffentlichen Stellen zu tun hat, erzählte mir von der Begegnung mit einem Schulkameraden, den er viele Jahre nicht gesehen hatte und der ein hohes Tier geworden war. Nach einer Viertelstunde wechselseitigen Berichtens und Fragens, »das in der Luft hing«, wie Belli sagen würde, wurde der Ton wieder burschikos wie einst in der Schulzeit. Auf ein Gerücht anspielend, das tatsächlich umging, sagte der Architekt: »Man sagt, daß du ein Dieb geworden bist.« Ohne mit der Wimper zu zucken, fragte der andere: »Und du?« - »Ich nicht, sagt man«, antwortete der Architekt. »Dann bist also du der wahre Dieb: du bestiehlst deine Kinder«, gab das hohe Tier zurück. »Was soll das heißen?« -»Meine Kinder besitzen ein paar Millionen, und zwar Schweizer Franken, auf einem Schweizer Konto. Und deine?« - Leonardo Sciascia, Schwarz auf schwarz.  München 1991 (dtv 11328, zuerst 1979)

Fürsorglichkeit (3) Ich achtete darauf. daß sie etwas Handfestes in den Magen bekamen und nicht nur Leckereien. Gumbo oder Okra-Suppe, Steak, Kartoffeln, schöne weiße Bruststücke vom Huhn, ein golden gebratener Katzenwels, Apfeltorte und viel Kompott. Alle Huren leiden unter schlechter Verdauung. Ich verlangte, daß sie Kreuzdorntee tranken, viel Rhabarber aßen und regelmäßig auf die Toilette gingen. In jedem Zimmer gab es einen Nachttopf, viele Gäste hören den Mädchen gern beim Pipimachen zu. Später ließ ich in jedem Stockwerk ein Badezimmer installieren - in einem gab es sogar eine große Wanne aus Marmor für zwei Personen - und auch Bidets. Anfangs wollten die meisten Mädchen sich nicht in den einfachen Zinnwannen baden. Ich hatte aber keine Lust, mein Geld für unnötigen Luxus hinauszuwerfen. Und Parfüm allein half nichts, nach einer Weile stanken sie trotzdem. Bidets kannten viele von ihnen überhaupt nicht. Ein Mädchen aus Kansas verwendete es zum Füßewaschen, bis ich ihr den Zweck erklärte. Sie kam vom Land, aus primitiven Verhältnissen, sogar Toilettenpapier war etwas Neues für sie.  - Nell Kimball, Madame - Meine Mädchen, meine Häuser. Hg. Stephen Longstreet. Frankfurt am Main, Wien und Berlin  1982 (entst. ca. 1917-1932)

 

Gefühle, moralische

 

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