Als sie zu sich kam, sah sie ihn nur noch mit einigen geschmeidigen, unverschämt
langsamen Sprüngen über Gräser und Zweige davonhuschen. Er schaute noch einmal
über die Schulter zu ihr zurück und war dann verschwunden.
Sie sah seine Rute, weich wie eine Feder, sah seine hellen
Hinterläufe erglänzen, und fort war er, leicht wie ein Windhauch. -
D.H. Lawrence, nach: Verlagswerbung Wagenbach ("Zwiebel" 2004/5)
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(poot
)
Fuchs (3) Der Fuchs trifft einen Affen, der den Fuchsschwanz bewundert und davon ein Stückchen haben möchte, was dieser verweigert.
Der Fuchs läßt sich mit dem Adler auf Brüderschaft ein. Doch der Adler raubt ihm eines Tages eines seiner Jungen. Darauf legt der Fuchs am Fuß des Baumes Feuer: wenn schon sein Junges draufgehen soll, mag auch die Brut des Adlers krepieren, Aug' um Auge, eine Methode, die dem Fuchs das geraubte Junge zurückbringt.
Stellt sich der Löwe krank, bittet er ein Tier nach dem andern ins Zelt und
verspeist dort eines nach dem andern. Der Fuchs bleibt draußen; ihm fiel auf,
daß alle Spuren hinein führen und keine heraus. - (
loe2
)
Fuchs (4) »Na, ich konnte mir auch denken, daß die Trauben noch nicht reif waren«, sagte der Fuchs und stellte den Stuhl, auf welchen er gestiegen war, um die Trauben zu kosten, wieder an seinen Platz.
Er streckte sich behaglich am Fuße des Weinstockes aus und ließ sich die Sonne auf den Pelz brennen.
Von ohngefähr kam der Rabe geflogen. Der Rabe war ein Witzbold, ein wenig Satiriker; die Tiere meinten, er sei boshaft. Er selbst hielt sich für einen Lebens-Künstler; er war stets im evening dress.
»Hallo, wie schaut's, alter Freund«, – Leute, die man nicht mag, nennt man gern alter Freund – rief er dem Fuchs zu.
»N Tag«, erwiderte lässig der Fuchs.
»Ah so, Traubenkur, was?«
»Zu sauer«, gähnte der Fuchs faul.
»Verstehe, verstehe«, kicherte hämisch der Rabe, flog an den Weinstock und pickte eine dicke Beere ab.
»Pfui Teufel!« Wütend spuckte er aus und flog beschämt davon.
-
Hermann
Harry Schmitz
Fuchs (chinesischer) Die
Statistiken geben ihm eine mittlere Lebenserwartung
zwischen achthundert und tausend Jahren. Man hält ihn für ein schlechtes Vorzeichen,
und jeder Teil seines Körpers hat besondere Kräfte. Er braucht nur mit dem Schwanz
auf die Erde zu schlagen, um Brände zu stiften, er kann die Zukunft vorhersehen
und viele Gestalten annehmen, mit Vorliebe die von
Greisen, jungen Mädchen und Gelehrten. Er ist listenreich,
vorsichtig und skeptisch; seine Wonne
sind Streiche und Foltern. Wenn Menschen sterben,
wandern ihre Seelen mit dem
Körper eines Fuchses weiter. Der Chinesische Fuchs wohnt in der Nähe von Gräbern.
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(bo)
Fuchs (chinesischer, 2) Der Glaube an geisterhafte Füchse ist sehr alt: Schon das Wahrsagebuch «I-lin », «Wald der Wandlung », aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., schreibt, daß alte Füchse vielerlei Gestalten annähmen und geisterhafte Taten ausübten. Das taoistische Werk «Bao-pu-dse» aus dem 3. Jahrhundert berichtet, Füchse verwandelten sich unter anderem mit Vorliebe in Menschengestalt, wenn sie das Alter von 500 Jahren erreicht haben. Nach dem Arzneibuch «Ben-tsao-gang-mu» aus dem 16. Jahrhundert sollen Füchse im Alter von 100 Jahren sich in Männer, Frauen und unsittliche Weiber verwandeln können, um Menschen zu betören.
Nicht nur in China, sondern auch in Japan ist der Glaube an die «Wandlungsfähigkeit» der Füchse volkstümlich.
Aus Furcht vor dem Fluch der geisternden Füchse ist die Anbetung der Füchse
entstanden. Der Fuchskult soll nach dem «Tschao-ye-tjiän-dsai», «Umfassende
Aufzeichnungen aus allen Kreisen», seit Anfang der Tang-Dynastie (um 618) gepflegt
worden sein: Seither verehre das Volk meist den Fuchsgott im Hause, bringe ihm
Opfer dar und bete um seine Gunst; damals habe es ein Sprichwort gegeben: «Kein
Dorf ohne Geisterfüchse.» Das bezeugt die Verbreitung des Glaubens. Auch aus
den Sung-Annalen meldet die Biographie von Wang Sse-dsung (10. Jahrhundert)
das Überhandnehmen der Anbetung der Füchse, deren Namen auszusprechen man vermeide.
- Vorwort zu (pu-s)
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