rüher war
das alles ganz anders. Die Städte alle waren viel größer und die Dörfer waren
noch Dörfer. Früher gab es noch Gerechtigkeit, und wer nicht hören wollte, mußte
eben fühlen. Da waren unsere Lehrer noch die Lehrer unserer Eltern. Sonntags
zogen wir noch Sonntagsanzüge an. Die Kirche stand noch im Dorf. Die Wacht stand
noch am Rhein. Früher wußten wir, daß Gott mit uns ist. Früher kam auch noch
Hans Muff. Wen wir fingen, der kam an den Marterpfahl. Die Sommer waren richtige
Sommer. Die Ferien sahen immer endlos aus. Die Milch war noch gesund. Früher
wußten wir, woran wir uns zu halten hatten. Da wurde noch gewandert. Wer im
Wirtshaus saß, der saß auch bald im Klingelpütz. Früher ging man noch zu Fuß.
Da schützte man seine Anlagen. Da gabs sowas nicht. Da gab es noch Feinde, bei
denen man das Weiße im Auge erblicken konnte. Wohin man auch ging, man traf
immer auf Gleichgesinnte. Wer es nicht besser wußte, der hielt auch den Mund,
und wem es absolut nicht passen wollte, der konnte ja bleiben, wo der Pfeffer
wächst. Früher gab es noch Mohren, Indianer und Chinesen. Früher ging das alles
viel einfacher. Da wäre doch sowas nie passiert. Da gab es das doch alles nicht.
Früher hörte man noch zu, wenn man von früher erzählte.
- Jürgen Becker, Ränder. Frankfurt am Main 1969
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