Frostbringer  »Ich werde sie in meiner alten Eisenkammer beherbergen und ein großes Feuer darunter anzünden, bis es darin so heiß ist wie im Backofen, dann werden sie sicher umkommen«, sprach er zu sich. Es wurde Nacht. Der König rief die Leute herbei und öffnete die Tür zur Eisenkammer. »Möchtest du heute nacht nicht hier schlafen, lieber Frostbringer?« Da ging Frostbringer hinein. »Ja, wir wollen schon hier schlafen, das ist ja ein warmes Plätzchen.« Da lachte der alte König, »ja, es ist ein warmes Plätzchen, und es wird gleich noch ein wenig wärmer werden.«

Frostbringer und seine Gefährten gingen also hinein. »Hier können wir schön warm schlafen«, meinten sie. Als sie ein­getreten waren, legten sie sich gleich nieder. Bevor sie ein­schliefen, unterhielten sie sich noch ein Weilchen. Aber es wurde wärmer und wärmer in dem Raum. Allmählich wurde es so heiß, daß sie es nicht mehr aushalten konnten. Da schob Frostbringer seinen Hut auf die andere Seite. Und sofort kühlten sie sich ab, so daß sie zu frösteln begannen. Schon waren sie halbtot vor Kälte, da schob Frostbringer den Hut ein wenig hoch, und nun wurde die Kälte erträglich. Jetzt konnten sie sich niederlegen und schlafen. Am andern Mor­gen kam der König, um nach ihnen zu sehen, und war be­stürzt, sie noch am Leben zu finden. Da rief er sie heraus: »Kommt her, um zu frühstücken.« Als sie mit Essen fertig waren, gab ihnen der König den Auftrag, »ich wünsche, daß ihr mir hier auf dem See ein Schiff baut, ich will es morgen früh vor meinem Palast sehen.«

Als der Morgen graute, war das Schiff fertig. »Ich möchte, daß das Schiff fährt, ohne daß es Wasser unter sich hat.« Da rief Frostbringer den Blasewohl, und dieser blies das Schiff so weit, bis es außer Sicht war. Der König fragte nun den Frostbringer: »Wieviel Geld möchtest du, um dann deines Weges zu ziehen?« — »Soviel als einer meiner Diener tragen kann.« — »Du sollst es haben«, meinte der König. Da kam der Starke mit einem gewaltigen Sack und öffnete ihn. Der König füllte ihn halb voll und sprach: »Das ist soviel, als du tragen kannst.« Da hob der Starke den Sack mit seiner Hand. »Nennst du dieses bißchen schwer? Fülle ihn doch!« Da schaute ihn der alte König voll Ärger an, und er füllte den Sack. »Nun hab ich ihn gefüllt, nehmt ihn und geht eures Weges und kommt ja nicht wieder hierher.« Da nahmen sie das Gold und zogen ab. Als sie gegangen waren, ärgerte sich der alte König, daß er so viel Gold hatte weggeben müssen. Und er sandte seine Soldaten hinter ihnen her. Der Höregut aber hörte sie kommen. »Haltet ein wenig, ich höre, daß die Soldaten hinter uns herkommen.« Da blieben sie stehen und schauten sich um. »Habt keine Angst«, mahnte Frostbringer. Und da die Soldaten näherkamen, schob Frostbringer seine Mütze auf die Seite, und die Soldaten mußten halten, denn sie konnten vor Frost zitternd keinen Schritt weitergehen.  - (zig)

 

Frost

 

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