reude, metaphysische Durch die Straßen zu schlendern gehört immer noch zum Besten, das einem in einer so dumm-logischen Zeit wie der unsern zu tun übrigbleibt, und ich glaube, es heißt nie seine Zeit vertun, wenn man tagsüber vor Schaufensterauslagen herum, nachts durch Bars oder Nachtlokale streift. Wenn ich mich um Mitternacht in eine obskure Bar setze und die abwechslungsreichen Bewegungen der Poker-Würfelbecher auf dem Mahagoni des Schanktisches verfolge, gegen drei Uhr morgens einen Cocktail trinke, einen Blues höre, so ist das jedesmal eine Freude, die ich metaphysisch nennen möchte.

Alkohol, in mittleren Dosen zu sich genommen, aber mehrfach (und zwar kontinuierlich), ist ein ausgezeichnetes Stimulans, das in Verbindung mit der Müdigkeit, die diesem nachtwandlerischen Leben eignet, wo man bei wenig Schlaf viel auf den Beinen ist, schnell zu einer Art von dauerndem Traumzustand führt und wie in einer Halluzination festgehalten ist. Diese langsam-metaphysische (um es zu wiederholen) Vergiftung hat nichts gemein mit den groben Saufereien, deren Ende meist Geschrei, Obszönitäten und Keilerei ist.    - Michel Leiris, Leidenschaften. Frankfurt am Main 1992 (Fischer-Tb. 10560)

 

Freude Metaphysik

 

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