Freskenmaler    »... einige der Freskos, die ich bisher gemalt habe, haben ihre Farbe verändert. Im ersten Augenblick wollte ich meinen) Augen nicht glauben. Ich dachte, das Licht hätte mir einen! Streich gespielt, und entschloß mich, zu warten, bis die Sonne höher über dem Horizont steht. Die Morgensonne war viel zu barmherzig, die meisten Schimmelstellen hatte ich gar nichtj bemerkt... Ich bin müde und erschöpft. Ich habe diese Arbeit! ohne Begeisterung angefangen und komme nur langsam vorwärts. Es ist nicht mein Handwerk, Freskos zu malen. Wenn ich an die Wand denke, dreht sich mir der Kopf und es frierfj mich. Ich habe nie an einer Wand gemalt und ich fürchte, daß' ich nie fertig werde. Der Gedanke an die Sinnlosigkeit meiner gegenwärtigen Arbeit schnürt mir den Hals zu, droht, mich im Rauschen der Nacht zu ersticken. Meine einzige Hoffnung ist, zur Bildhauerei zurückzukehren... In meinen groben Kleidern, mit ungepflegtem Haar und Augen von Farben verätzt eigne ich mich nicht für ein Amt. Man sagt, ich wäre ein halber Narr, abgerissen, lebte wie ein Tier. Meine Familie...

Ich habe das Gefühl, als würde mein Körper immer mehr schrumpfen. Mein Hals ist vorne dicker geworden und sieht wie ein Kröpf aus. Die rechte Schulter ist höher als die linke, der Kopf nach hinten verrenkt. Wenn ich mit jemandem sprechen muß, kann ich die Augen nicht in normaler Lage halten. Man rät mir, für ein paar Tage auszuspannen, die Arbeit zu unterbrechen. Ich kann mich aber von der Wand nicht trennen. Jeden Tag haste ich ungeduldig zu den Spachteln und Farben, wo ich mich gleich wohler fühle. Sobald der Körper auf dem Gerüst die gewohnte Lage eingenommen hat, quält er mich nicht mehr.«  - [Michelangelo?, nach] Libuše Moníková, Die Fassade. München 1990

Maler

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 

Unterbegriffe

VB

 

Synonyme