reizügigkeit
Die Freizügigkeit, die zu einem Schriftsteller
gehören sollte, hätte zu ihm vielleicht nicht gepaßt, obwohl ... Abwechslungsreicher
war es schon gewesen, wenn er sich da ein bißchen hätte umschauen dürfen, beispielsweise
unter Frauen. Es konnte sein, daß er da allerlei versäumte. Aber schließlich
ersparst du dir auch wieder viel ... Körperlich wäre es zwar ein Vergnügen,
aber seelisch ... Da kämst du nur mühsam zurecht. Und er meinte, man ginge einander
doch meistens auf die Nerven, obwohl dies übertrieben war. Zum Vergnügen schien
jedenfalls niemand auf der Welt zu sein, und wenn er verschont blieb von sogenannten
Liebeswünschen, durfte er sich glücklich schätzen. - Hermann Lenz, Ein Fremdling. Frankfurt am
Main 1988 (st 1491, zuerst 1983)