rauenzeit
Es war für Don Juan eine Gewißheit, daß er noch am Abend der Ankunft
in Damaskus wieder einer Frau begegnen würde. Die kommende Zeit, von einer unabsehbaren
Dauer, wäre eine Frauenzeit, und die eine Frau gäbe die andere. Indem er sich
auf die kaukasische Braut eingelassen hatte — er sagte nicht »mit ihr« —, geriet
er in den Blick jener besonderen Frauen, von denen seine Geschichte jetzt handelte.
Das kam freilich von keinem Geruch, wie das sein Diener und inzwischen bereits
Vertrauter in seiner Tirade gegen die Frauenwelt (davon später) es glauben machen
wollte: »Die riechen es hinter den sieben Hügeln, wenn einer sich nähert, der
zu haben ist.« Daß er so empfangen wurde als der schon nicht mehr Erwartete,
kam von seiner ganz neu, nein, überhaupt zum ersten Mal erwachten Bereitschaft,
die bei jenen Frauen etwas Grundanderes bewirkte als irgendwelche Abenteuerlust,
im Verein mit einer offensichtlichen Verfügbarkeit und dazu Unbesorgtheit oder
Heiterkeit, einer die Frau des jeweiligen Tages auf der Stelle ansteckenden,
sie fast frech oder eher kühn machenden. - Peter Handke, Don Juan (erzählt von ihm selbst)
Frankfurt am Main 2006 (st 3739, zuerst 2004)