rauentausch   Allem Ablauf wohnt die Richtung zum Niederen inne. Dem Gesetz ihres Daseins entrannen die Zwillinge nicht. Es nahm ein schlimmes Ende mit ihnen. - Die Brüder waren vom Hause fort. Sie würden bald zurückkommen, das wußten die Frauen. Die eine trat vor das Haus. Da kam auch schon der eine der zwei. Sie glaubte, es sei ihr Genosse. Und er, der ihr entgegenkam, tat so, als sei er es. Er allein wußte, daß er es nicht war. Aber eine Stimme in ihm ließ ihn begehren des Bruders Weib. Einen Kuß begehrte er, denn er fühlte die Sehnsucht des Bruders in sich. Er verlor das Gefühl, daß er Unrecht tue. Er verlor sich an seine Gestalt. Und er trat ein, wohin ihn die Frau seines Bruders geleitete. Ein wenig später ging die andere Frau vor die Tür des Hauses, um Ausschau zu halten nach ihrem Genossen. Da kam er auch schon heran. Sie glaubte, daß er es sei, hatte sie doch den Bruder schon ins Haus gehen sehen. Und jener, der ihr entgegenkam, tat so, als sei er ihr zugehörig. Er allein wußte, daß er es nicht war. Aber eine Stimme in ihm ließ ihn begehren des Bruders Weib. Einen Kuß begehrte er, denn er fühlte die Sehnsucht des Bruders in sich. Er verlor das Gefühl, daß er Unrecht tue. Er verlor sich an seine Gestalt. Und er trat ein, wohin ihn die Frau seines Bruders geleitete.

Da nun keiner der Brüder den anderen hinderte, verbrachten sie die Nacht an der Seite der ihnen nicht angetrauten Frauen. Und diese bemerkten es nicht. Die Brüder wußten voneinander, was geschehen war, aber sie duldeten ihre gegenseitige Schuld. Sie erteilten sich Erkennungszeichen, Verzeihen, Übereinstimmung mittels eines verhaltenen Lippenzuckens.

Bald tauschten sie in schamloser Weise ihre Frauen aus, die es nicht merkten. Sie würfelten sich durcheinander und fanden, erst jetzt, unerkannt, im Mißbrauch ihres Seins erfüllten sie sich. - (jah)