rau,
verdorbene
Hier erzähle ich Dir ein Detail: da kommt so eine Berliner
Fotze heran, Fotze ist erstmal Mädchen, also zeigt sie ihr Mädchen, aber wie,
zum Davonlaufen! Es war die ehemalige Frau eines Berliner Schriftstellers, vielleicht
verdirbt der Umgang mit Schriftstellern die Frau, in ihnen, wegen der sogenannten
Aktualitätssucht der Schriftsteller und wegen ihrer blöden Weltreformatorischen
Ansichten - wie auch immer - da traf ich sie in einem Atelier, ich sehe ein
Mädchen in einem Sessel hocken, die Beine übereinandergeschlagen (na, die Geste
kenne ich: alles versaut, samt Aufputz: mal einen auf den Putz hauen? -), und
sofort höre ich: „Du, wir kennen uns vom Bundeseck her." - Ich trete erst
mal einen Schritt innerlich zurück: kennen wir uns mit dem Du aus dem Lokus
der Volksschule her? Wo man sich die Geschlechtsteile gegenseitig zeigte? Du?
- Im englischen heißen die Geschlechtsteile: Private Parts! - Und da sehe ich
den Boutiquen-Muff-Dress (= Driss, Kölner Slang) plus das dazugehörige westdeutsche
Emanzipiertenge-habe, die Cordhose hochgekrempelt, die braunen Stiefel halb-hoch
vorgezeigt, eine durchsichtige Bluse, das übliche lange Haar, und natürlich
sofort: „Du"./Und ich sehe, begreife, mit meinen Sinnen den ganzen verlogenen
spießigen Aufzug, „Teen-Age-Opera", ich sehe die Dickfälligkeit der vorgezeigten
Emanzipation, ich sehe die sture deutsche Körperhaltung - es waren andere Mädchen
anwesend, so fiel es mir wieder einmal deutlich auf: wie klotzig deutsche Mädchen
sind, nämlich wie modern - und ich dachte in einer langen schweigenden Reihe
von Eindrücken, wie sich mehr und mehr Männer/Frauen von einander entfernen
und sich gegenseitig die körperliche Entspannung verbieten, obwohl sie einander
sich permanent anbieten in dem Muff-Sackkratzer-Leck-Scheiß-Durchsichts-Hintern-Zeige-Aufzug:
obwohl gewiß eine Zunahme des Geschlechtsverkehrs à la „short time"
zunimmt, aber die Entspannung? Die Freude? Es wären ja auch zu viele Fetzen
abzulegen, und hinterher kommt so'n oller Hipp-Körper raus, winzige Titten,
winzige Scham, schmale knöchrige Knie, - ich sah das im selben Augenblick, eigene
Erfahrungen und gesehene Körperhaltungen (: meine Aufnahmefähigkeit ist sehr
verlangsamt, und erst hinterher erlange ich Einblicke, wenn ich sie zurückspule
und mir das Gesamtbild in Details zerlege) -also: stur, eckig, dabei voller
Gehabe, voll Show - der Musiker, bei dem es passierte, suppte in den Bässen
auf dem Klavier rum. Ich ging rasch wieder fort. - (rom)
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