rau,
sprachlose Der Geliebte einer Frau
zu sein, die eine andere Sprache spricht, die die meine nicht versteht,
die mir keine Dummheiten sagen, keine niederen Gefühle ausdrücken, nicht die
kleinen moralischen Erbärmlichkeiten erraten lassen
kann, die im Grunde allen Frauen gemeinsam sind, auch den höchststehenden Frauen!
Eine Frau, so dachte er, die mir nicht ihr Album dauernder Liebhaber und
gelegentlicher Abenteuer erklärt, die mich nicht über ihren obligatorischen
und fakultativen Aufenthalt im Bett anderer Männer informiert, die mich nicht
über ihre Vergangenheit belehrt, mir nicht die Decken und Baldachine der Alkoven
beschreibt, wo sie den Bedürfnissen ihres Fleisches oder ihres Geldbeutels gewillfahrt
hat. Eine Frau, von der ich nichts weiß; sie mag eine Dichterin
sein oder eine Analphabetin, ein Maulwurf oder ein Adler; sie mag Fleisch für
Unteroffiziere sein, oder alle Soldaten des Schahs von Persien, zu Fuß und zu
Pferd, mögen sie gehabt haben, oder sie mag in parzivalischer Keuschheit gelebt
haben. Eine Frau, die mir nicht nur niemals etwas aus ihrem Leben erzählen wird,
sondern mir sogar niemals auch nur einen Blick in dasselbe gestatten wird. -
Pitigrilli, Ihre Sprache und die meine. In: P., Betrüge mich gut. Reinbek bei
Hamburg 1988 (rororo 12179, zuerst 1922)
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