rau, rufende Wir bummelten in aller Ruhe durch die Basare, mit erhobener Nase den Duft des Santals schnuppernd, der um uns wehte, als wir an einer Straßenbiegung plötzlich in das Viertel der Freudenmädchen gerieten. Stell Dir fünf oder sechs gekrümmte Straßen vor, lieber Freund, mit Hütten von etwa vier Fuß Höhe, aus grauem getrocknetem Lehm. An den Türen stehen oder sitzen auf Matten Frauen. Die Negerinnen trugen himmelblaue Kleider, andere waren in Gelb, in Weiß, in Rot, weite Gewänder, die in dem heißen Wind flatterten. Dazu Gerüche von Gewürzen und auf ihren entblößten Brüsten lange Halsketten aus Goldpiastern, die wie Karren klappern, wenn sie sich bewegen. Sie rufen den Vorbeigehenden mit schleppender Stimme zu: »Chwadja, Chwadja!« Ihre weißen Zähne leuchten unter ihren schwarzroten Lippen, ihre Zinnaugen kreisen wie rollende Räder. Ich bin dort wieder und wieder hindurchgegangen, habe ihnen allen Bakschischs gegeben und mich rufen und anfassen lassen, sie packten mich mit beiden Armen am Körper und wollten mich in ihre Häuser ziehen . . . Und darüber stell Dir die Sonne vor! Nun, ich habe widerstanden, ausdrücklich, aus Vorsatz, um die Melancholie dieses Bildes zu bewahren und zu erreichen, daß es noch tiefer in mir erhalten bleibt. Deshalb bin ich auch wie geblendet weggegangen, und daran hat sich nichts geändert. Es gibt nichts Schöneres als diese rufenden Frauen. - (flb)
 
 

Frau Rufen

 

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