Frau, hypnotisierte »Eines Abends«, erzählte Antonio, »erschien in dem größten Hotel ein Hypnotiseur... einer von denen, weißt du, die die Leute einschläfern.«

»Ja, ein Hypnotiseur

»Dieser arme ausgehungerte Teufel trat zusammen mit seiner Frau auf, die er die gnädige Frau nannte, er im Frack  und sie im Abendkleid. Die Frau hatte entweder ein weniger mühsames Leben geführt als er oder sie aß heimlich hinter seinem Rücken oder der Herrgott half ihr sonstwie, jedenfalls war sie fett wie ein Metzgerhund mit Fettpolstern unter dem Gürtel und einem Hintern, der aus allen Röcken platzte; ihr Busen quoll halb aus dem Ausschnitt heraus, zwei olivschwarze Augen schienen zwischen den halbgeschlossenen Augenlidern durchzusickern. Nachdem der Hypnotiseur aus seinem Zylinder Tauben, Fahnen, Papierkugeln und seidene Tüchlein hervorgeholt hatte, schläferte er seine Frau ein und ließ sie weiß werden wie ein Laken, und so eingeschläfert, ließ er sie mit befehlenden Gesten, die sie nicht sah, aber auf ihrer Haut wie Peitschenhiebe spürte, schnurstracks aus dem Saal hinausgehen, schickte sie in den anliegenden Gang und in ein kleines Kämmer-chen, wo sie unbeweglich, immer noch mit geschlossenen Augen stehen blieb. Nach zehn Minuten fragte der Mann mit einer Donnerstimme, welche Nummern drei Herren aus dem Publikum auf gewisse Papierröllchen geschrieben hätten, die er gerade in diesem Augenblick auseinanderfaltete. Und die immer noch schlafende Frau sagte die Nummern haargenau so, als hätte sie die Blätter unter der Nase gehabt...«

»Kuriose Sache!« sagte der Onkel.

»Und weißt du, was Luigi d'Agata und Turi Grassi am zweiten Abend machten?... Sie versteckten sich in dein Kämmerchen, und als die Ärmste mit ausgestreckten Händen und geschlossenen Augen erschien, nahm einer von ihnen, ich weiß nicht mehr wer, sie ohne alle Umstände und vernaschte sie in aller Bequemlichkeit.«  - Vitaliano Brancati, Schöner Antonio. Nördlingen 1985 (Die Andere Bibliothek 7)

Frau, hypnotisierte (2)   Die Signora Teresina fügte noch hinzu, was Don Ciccio jedoch nicht ins Protokoll nahm, sie sei sicher, daß dieser junge Bursche ... ja, der Mörder halt, der Mechaniker ... sie war sicher, hätte es auch vor Gericht schwören können, war sicher, daß dieser Kerl sie hypnotisiert hatte (Don Ciccio hörte mit offenem Munde zu, wie ein Schlafender, dem das Maul offensteht), denn er hatte sie, noch in der Diele draußen, starr angeschaut. »Fixiert«, wiederholte sie fast deklamierend, begeistert von der Dauer und der Festigkeit dieses Blickes: »es war ein erbarmungsloser Blick aus starren Augen «, unter der Mütze hervor »wie eine Schlange. « Und sie hatte dabei genau gespürt, wie ihre Kräfte sie verließen. Sie sagte sogar, daß sie in diesem Moment, was immer der Bursche von ihr verlangt oder gefordert, in diesem Moment, getan, ihm ohne weiteres gehorcht hätte - »wie eine Gliederpuppe« (so sagte sie).

»Heilige Muttergottes, er hat mich hypnotisiert.. .« - Carlo Emilio Gadda, Die gräßliche Bescherung in der Via Merulana. München 1988

Hypnotisierte Frau, reduzierte

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