rau,
ausgefüllte In den ersten Zeiten seines Aufenthaltes in Plessis-lez-Tours,
da der König Ludwig seine Zechgelage, Schlemmereien und andern Lustbarkeiten
nicht in seinem Schloß abhalten wollte, aus Ehrerbietung vor seiner eignen Majestät
- und damit bewies er ein Feingefühl, das seinen Nachfolgern gänzlich abging
-, dazumal verliebte er sich in eine Dame, Nicole Schönlöchlin mit Namen, welche,
der Wahrheit die Ehre, eine Bürgersfrau aus der Stadt war. Ihren Mann schickte
er mit irgendwelchen Aufträgen gen Westen übers Meer, und der obengenannten
Nicole richtete er ein Haus in der Distelfinkenvorstadt ein, da, wo die Siebensündengasse
ist, weil diese Gegend einsam war und weitab von bewohnten Straßen lag. So waren
ihm also der Ehemann so gut wie die Frau zu Diensten, und die Schönlöchlin schenkte
ihm eine Tochter, die später als Nonne im Kloster starb. Diese Nicole hatte
ein geschliffenes Mundwerk gleich einem Papageien, sie war drall und mollig,
wohlversehen mit zwei stattlichen, schönen und üppigen Naturkissen, straff und
fest und grad eben recht zum Liebesspiel, weiß schimmernd wie Engelsflügel,
und im übrigen weit beschrien für ihre Findigkeit in abwechslungsreichen Liebeskünsten,
so unterhaltsam, daß ihr Liebster sich nie über Eintönigkeit zu beklagen brauchte,
so gut und gründlich hatte sie die erquicklichen Lösungen dieser Wissenschaft
studiert, die unterschiedlichen Arten, die Poissy-Oliven zuzubereiten, samt den
Zutaten, Würzen und Füllseln, kurzum, alle die geheimen Lehren und Vorschriften
des Lustbreviers. Und solch kundige Unterhaltung liebte der König über alles.
Sie war lustig und vergnügt wie ein Distelfink, sang und trällerte in einem
fort, lachte den lieben langen Tag und tat keinem Menschen etwas zuleide, und
das ist ja die Art solcher Frauen, die immer offen und frei und jederzeit ausgefüllt
sind . . . ich meine, die Tag und Nacht etwas Vernünftiges zu tun haben. -
(
drast
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