ranzosenkrankeit  Die neuere Forschung hat festgestellt, dass Sifilis sehr häufig der Vorläufer von Gehirnerweichung ist. Ganz ausser Acht lassen soll man dieses Moment nicht. Aber erwarten, dass nun diese Leute an Sifilis gelitten haben müssen, und ihr Vorleben darauf hin zu solidiren, halten wir für unnötig.

Ganz im Gegenteil führt jene andere Franzosenkrankheit, an der die Franzosen selbst in den Jahren 1789 - 95 litten. und während deren sie den "Kultus der Göttin der Vernunft" errichteten, viel sicherer zur Verwirrung des Geistes und zur Erweichung des Gehirns, als jene erotische Anstekung, die meist den Umarmungen einer recht unvernünftigen Göttin ihre Entstehung verdankt. Nach dieser Franzosenkrankheit, den revoluzjonären Bestrebungen, soll also der Sachverständige besonders forschen, um das ätjologische Moment für den traurigen Gesundheitszustand, in dem der Angeklagte vor den Schranken des Gerichtes erscheint, aufzufinden. Und erst wenn diese Untersuchung im Stiche lässt, mag er nach körperlichen Narben suchen. Jedenfalls wird es mit Hülfe der beiden Franzosenkrankheiten gelingen, die beim Vorgeführten für notwendig erkante Geisteskrankheit nach der ätjologischen Seite hin klarzustellen.  - Oskar Panizza, Die kriminelle Psychose, genannt Psichopatia criminalis. Hilfsbuch für Ärzte, Laien, Juristen, Vormünder, Verwaltungsbeamte, Minister etc. zur Diagnose der politischen Gehirnerkrankung. München 1985 (Matthes & Seitz Debatte 21, zuerst 1898) 

Franzosen Lustseuche
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