Frage, dumme  »Wenn der Löwe den Esel ehrt, so haben alle Eseleien einen königlichen Stempel - und wenn er die Hudeln seines Lagers in stinkendes Blut tunkt und dem eingesperrten Hunde also vor den Mund legt, so muß dieser wohl noch froh sein, an ihnen zu nagen.« Das antwortete Hallo, als ihn Fifi fragte, wie es auch möglich sei, daß man Dummheit und Elend dem Volke noch lieb und wert machen könne.

Die Sinnlichkeit und die Selbstsucht der Menschennatur sind die unzweifelhaften Quellen aller Volksdummheit und alles Volkselends. Die Menschennatur führt unser Geschlecht an tausend Fäden selber zu diesen Quellen, und der Mensch kennt in seinem sinnlichen Zustand keine größere Lust und keine größere Freude, als sich an diesen Quellen zu erfrischen und zu erquicken. Darum ist auch die Frage, wie es möglich sei, daß man Dummheit und Elend dem Volke noch lieb machen könne, selber eine dumme Frage. Je erniedrigter und im Wesen elender ein Volk ist, desto mehr liebt es einige Gauklerstunden und vergißt im höchsten Elende bei einem Kruge Wein und einem Braten den morndrigen Tag und das Kind in der Wiege, das ihm nicht vor den Augen liegt. Es ist also eine weit wichtigere Frage, wie es möglich sei, zu machen, daß ein verwahrlostes Volk dahin komme, zu wünschen, seiner Dummheit und seines Elends loszuwerden, als wie es möglich sei, daß man ihm Dummheit und Elend liebmachen könne.  - Johann Heinrich Pestalozzi, Fabeln. München 1993 (zuerst 1797)

 

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