ortschrittsbremse   »Wollen Sie mir erzählen, daß es recht ist und anständig, herumzulaufen und Leute umzubringen, nur weil sie alt sind?«

»Genau das will ich Ihnen erzählen, Mr. Treadwell, und ich bitte Sie, die Sache einmal so anzusehen: Wir leben heutzutage in einer Welt des Fortschritts, einer Welt von Herstellern und Verbrauchern, alle aufs beste bemüht, unser gemeinsames Los zu verbessern. Die Alten sind weder Hersteller noch Verbraucher, deshalb sind sie nur ein Hindernis für die Beständigkeit unseres Fortschritts. Werfen wir nur einen kurzen, sentimentalen Blick zurück in den pastoralen Dunst von vorgestern, wo die Alten, wie wir finden, durchaus eine Funktion hatten. Während die Jungen draußen waren, um die Felder zu bestellen, konnten die Alten das Haus besorgen. Aber selbst diese Funktion ist heute überlebt. Wir haben hundert andere Mittel, unser Haus zu besorgen, und sie sind weitaus billiger. Können Sie das bestreiten?«

»Ich weiß nicht«, beharrte Mr. Treadwell verstockt. »Sie behaupten, daß Menschen Maschinen sind, und da kann ich Ihnen keineswegs folgen.«

»Gütiger Himmel«, sagte Bunce, »erzählen Sie mir bloß nicht. Sie sähen sie als etwas anderes an! Natürlich sind wir Maschinen, Mr. Treadwell, wir alle! Einzigartige und wundervolle Maschinen, gebe ich zu, aber dennoch Maschinen. Ja, betrachten Sie doch die Welt um sich herum. Das ist ein riesiger Organismus, zusammengesetzt aus lauter ersetzbaren Teilen, alle bemüht, immer wieder herzustellen und zu verbrauchen, bis sie selber verbraucht sind. Soll man zulassen, daß die verbrauchten Teile bleiben, wo sie sind? Natürlich nicht! Sie müssen beseitigt werden, damit der ganze Organismus nicht unbrauchbar wird. Es ist der ganze Organismus, der zählt, Mr. Treadwell, nicht irgendeiner seiner Teile. Können Sie das nicht verstehen?«

»Ich weiß nicht«, sagte Mr. Treadwell unsicher. »Ich habe so noch nie darüber nachgedacht. Es ist schwer, das alles auf einmal zu verdauen.«

»Ich verstehe das, Mr. Treadwell, aber es ist ein Teil der Segensreich-Methode, daß die Spender den großen Wert ihres Beitrags vollauf zu würdigen wissen, nicht nur insofern, als er ihnen selber zugute kommt, sondern auch in jener Hinsicht, in der er dem ganzen sozialen Organismus Nutzen bringt. Indem Sie eine Spende für unsere Gesellschaft zeichnen, vollbringen Sie in der Tat den nobelsten Akt Ihres Lebens.«  - Stanley Ellin, Die Segensreich-Methode. In: St.E,: Der Acht-Stunden-Mann. Bern u. München 1986

Fortschrittsbremse (2)
 

Bremse Fortschritt

 

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