orschungsdirektor
Am Nachmittag des 1. Juli herrschte eine druckende Hitze; einer jener
Nachmittage, die schlecht enden, an denen sich schließlich ein Gewitter entlädt,
das die entblößten Körper vertreibt. Desplechins Büro ging auf den Quai Anatole-France
hinaus. Auf der anderen Seite der Seine, am Quai des Tuileries, schlenderten
Homosexuelle in der Sonne, unterhielten sich zu zweit oder in kleinen Gruppen,
teilten sich ein Badetuch. Fast alle trugen Strings. Ihre mit Sonnenöl eingeriebenen
Muskeln schillerten im Licht, ihre Hintern waren glänzend und gewölbt. Mitten
im Gespräch massierten manche ihre Geschlechtsorgane durch das Nylon der Strings
hindurch oder schoben einen Finger unter den Stoff und ließen ihre Schamhaare
oder den Phallusan-satz sehen. Desplechin hatte in der Nähe der Fensterwand
ein Fernrohr aufgestellt. Er war, wie gemunkelt wurde, selbst homosexuell; in
Wirklichkeit war er seit einigen Jahren vor allem Alkoholiker. An einem ähnlichen
Nachmittag hatte er zweimal versucht, zu onanieren, während er das Auge ans
Fernrohr preßte und unverwandt einen Jungen anstarrte, der seinen String abgestreift
und dessen Schwanz einen ergreifenden Anstieg in der Luft begonnen hatte. Sein
eigenes Glied war schlaff und faltig herabgesunken, wie ausgetrocknet; er unternahm
keinen weiteren Versuch.
- Michel
Houellebecq, Elementarteilchen. München 2001
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