orschergeist
Weil aber die Wissenschaft nur Körnchen nach Körnchen erringt,
nur Beobachtung nach Beobachtung macht, nur aus Einzelnem das Allgemeine
zusammenträgt, und weil endlich die Menge der Erscheinungen und das Feld
des Gegebenen unendlich groß ist, Gott also die Freude und die Glückseligkeit
des Forschens unversieglich gemacht hat, wir auch in unseren Werkstätten
immer nur das Einzelne darstellen können, nie das Allgemeine, denn dies
wäre die Schöpfung: So hat auch die Geschichte des in der Natur Großen
in einer immerwährenden Umwandlung der Ansichten über dieses Große bestanden.
Da die Menschen in der Kindheit waren, ihr geistiges Auge von der Wissenschaft
noch nicht berührt war, wurden sie von dem Nahestehenden und Auffälligen
ergriffen, und zur Furcht und Bewunderung hingerissen: als ihr Sinn geöffnet
wurde, da der Blick sich auf den Zusammenhang zu richten begann, so sanken
die einzelnen Erscheinungen immer tiefer, und es erhob sich das Gesetz
immer höher, die Wunderbarkeiten hörten auf, das Wunder nahm zu. - Adalbert
Stifter, nach (meer)
Forschergeist (2)
Mein Projekt ist, mich nach dem Kap einzuschiffen, an der Südspitze
von Afrika ein Jahr zu bleiben und mich mit den südlichen Strömen zu beschäftigen;
dann nach Ceylon und Kalkutta zu gehen, mich in Benares, wo Karawanen von
Lhasa ankommen, auf Tibet vorzubereiten und dann weiter vorwärts nach Norden
einzudringen. Möge die äußere Lage der Welt meine Pläne bald begünstigen.
Und Ihr großes optisches Werk, nach dem wir so lange begierig sind? Ich
höre, daß der größere Teil davon gedruckt ist. Lassen Sie es kühn vom Stapel
laufen, damit Sie selbst die sich doch nur langsam entwickelnden Folgen
einer solchen Unternehmung sehen können. - Alexander
von Humboldt an Goethe, nach (meer)
Forschergeist
(3) Ein ansehnlicher Teil der qualitativen Kräfte
der Materie oder, um naturphilosophischer zu reden, ihrer qualitativen
Kraftäußerungen, ist gewiß noch unentdeckt. Das Auffinden der Einheit in
der Totalität bleibt daher schon deshalb unvollständig. Neben der Freude
an der errungenen Erkenntnis liegt wie mit Wehmut gemischt in dem aufstrebenden,
von der Gegenwart unbefriedigten Geist die Sehnsucht nach noch nicht aufgeschlossenen,
unbekannten Regionen des Wissens. Eine solche Sehnsucht knüpft fester das
Band, welches nach alten, das Innerste der Gedankenwelt beherrschenden
Gesetzen alles Sinnliche an das Unsinnliche kettet; sie belebt den Verkehr
zwischen dem, ›was das Gemüt von der Welt erfaßt, und dem, was es aus seinen
Tiefen zurückgibt‹. - Alexander
von Humboldt, nach (meer)
Forschergeist (4)
Forschergeist (5)
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