ormgebung   Dazu berufen, die Anweisungen für Perinzias Gründung zu erlassen, bestimmten die Astronomen Ort und Tag nach der Stellung der Gestirne, zogen über Kreuz die Linien des Decumanus und des Cardus, die eine nach der Sonnenbahn orientiert, die andere nach der Achse, um die sich die Himmel bewegen, unterteilten die Grundfläche den zwölf Häusern des Tierkreises entsprechend, so daß jeder Tempel und jeder Stadtteil den rechten Einfluß günstiger Konstellationen erhielt, bezeichneten die Punkte, wo in den Mauern Tore geöffnet werden sollten in der Vorausschau, daß ein jedes innerhalb der kommenden tausend Jahre eine Mondfinsternis umrahmen würde. Perinzia — versicherten sie — würde die Harmonie des Firmaments widerspiegeln; die Ratio der Natur und die Gnade der Götter würden den Geschicken der Einwohner Form geben.

Genau nach den Berechnungen der Astronomen wurde Perinzia errichtet; verschiedene Völkerschaften kamen und besiedelten es; die erste Generation der in Perinzia Geborenen wuchs in seinen Mauern heran; und auch sie kamen in das Alter, zu heiraten und Kinder zu haben.

Auf Perinzias Straßen und Plätzen begegnest du heute Krüppeln, Zwergen, Buckligen, krankhaft Aufgedunsenen, bärtigen Frauen. Aber das Schlimmste sieht man nicht; kehlige Schreie dringen aus Kellern und Speichern, wo die Familien ihre Kinder mit drei Köpfen und sechs Beinen verstecken.

Perinzias Astronomen sehen sich vor eine schwierige Wahl gestellt: entweder einzugestehen, daß alle ihre Berechnungen falsch waren und ihre Zahlen den Himmel nicht darstellen können, oder kundzutun, daß die Ordnung der Götter eben die ist, die sich in der Stadt der Ungeheuer widerspiegelt.   - Italo Calvino, Die unsichtbaren Städte. München 1977 (zuerst 1972)

 

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