Formen, große  Große Formen - wie Flügel - schweben heran, öffnen und schließen sich - zuerst wenige - bis sich das Zimmer langsam mit ihnen füllt und sie den Eindruck erhält, sich hier in der Gegenwart von Erscheinungen zu befinden, die nichts mit dieser Welt zu tun haben. Kein einziger Mensch, den sie kennt, hat ihr jemals von ähnlichen Erscheinungen gesprochen. Diese Wesen - anders kann sie sie nicht nennen, zeigen die deutliche und beängstigende Absicht, sie einzukreisen. Es geht etwas Auflösendes, etwas Vernichtendes von ihnen aus, und sie empfindet die vergessene Angst ihrer Kindheit vor dem Grausigen und Unerklärlichen wieder. Wenn diese grauschwarzen Flügel ohne Vögel zu dicht an sie heranfliegen, hebt sie ihre Hand in plötzlicher Angst und schlägt sie zurück - für einen Augenblick weichen sie in den Hintergrund des dunklen Zimmers zurück, aber sie kommen wieder heran und langsam gewöhnt sie sich an diese seltsame Gegenwart, bis sie merkt, daß diese Flügel ohne Materie sind und durch ihren aufgerichteten Körper hindurchfliegen, als sei sie selbst körperlos geworden. Das entzückt und entsetzt sie zu gleicher Zeit. Genau betrachtet, so haben diese Wesen nichts Schreckliches an sich - es fehlen ihnen die Augen, die Gesichter, und es geht eine große Würde, ein unheimlicher Ernst, etwas sehr Nobles von ihnen aus. - Unica Zürn, Der Mann im Jasmin. Frankfurt am Main - Berlin  1977
 
 

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