ormen,
entweichende
»Und wo sind deine Plastiken?«
»Es lohnt nicht. Es fehlt überall an etwas, wenn ich eine Figur mache. Sie
sind schon mit Fehlern gedacht. Ich versuche den Irrtum, den ich bereits dadurch,
daß ich angefangen habe, ich möchte den Irrtum herauskratzen, es wird immer
weniger. Nicht weniger Irrtum oder weniger Fehler - überhaupt weniger Masse,
und dadurch wiederum mehr Fehler. Es fehlt eben etwas, die richtig behandelte
Masse. Michelangelo weiß, daß in jedem Stein auf ihn eine Statue wartet, auf
ihn sicher, mir weicht sie aus - er schafft es noch, aus einem verhauenen Stein
einen David zu holen! — das ist die eigentliche Schöpfung. Auf mich wartet keine
Form, nur Mißgeburten, weil ich nicht weiß, wie ich sie anfassen soll, ich nähere
mich ihr immer schon zu plump. Ich weiß, daß sie von mir weiß und daß sie alles
tun wird, mir zu entkommen. Ich habe einen Quader, einen unversehrten Stein,
irgendwo drin ist sie verschlossen, aber ich haue daneben und lasse sie entweichen.«
- Libuše Moníková, Die Fassade. München
1990
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